Wozu dient ein „Ersatzlaufwerk“

  • Bin jetzt im Vorfeld der Recherche hinsichtlich des Aufstockens meines RAID5 öfters auf den Begriff „Ersatzlaufwerk“ gestoßen. Wozu soll das genau gut sein? Das konnte ich den Dokus nicht entnehmen, lediglich wie man sie einrichtet.

  • Ersatzlaufwerk = Spare disk.


    Eine Platte, die nicht benutzt wird. Sie dient nur als "Stand-by" und springt dann ein, wenn im aktiven Raid eine Platte ausfällt.

    Ich bin jetzt etwas verwundert, Du bist doch auch schon lange dabei, ist Dir das bisher kein Begriff gewesen?

    Das gehört doch zur Basisfunktion eines Raids!?


    Gruss

  • Man könnte es auch noch ganz banaler Umschreiben:


    Das "Ersatzlaufwerk" ist einfach die "Ersatzfestplatte" (eben Ersatzlaufwerk), die nach einem Ausfall einer aktiven Platte zum Einsatz kommt.

    Die einen haben sie bereits im NAS drinnen (= Spare Disk, wie FSC830 schon anmerkte) oder, so wie ich, einfach im Schrank liegen ;)

    Fällt mir eine Disk aus, nehme ich das Ersatzlaufwerk aus dem Schrank und tausche die defekte aus ...


    PS.: Ein Reserverad muss dir jetzt aber auch keiner erklären? ;) Das wäre von der Namensgebung her schon selbsterklärend. So wie Ersatzlaufwerk, Ersatzlampe, Ersatzschlüssel, ...

  • Danke. Netter Vergleich, nur springt mein Ersatzrad nicht selber aus dem Kofferraum und montiert sich dann.🥴 (Zumal ich gar keines habe). Ersatztoilettenpapier gibt es ja, das bei besonderen Haltern am Ende der einen Rolle nachfällt.

    Natürlich kann ich mir den Begriff als solchen schon erklären, wie gut erkannt wurde, bin ich schon länger hier aktiv. Dennoch habe ich bis jetzt eben in keiner (QNAP-)Doku gelesen, dass diese „Ersatzfestplatte“ selbstständig einspringt. Wir gesagt, kann man sich alles erklären, aber man kann sich im Falle eines Irrtums auch mal in eine prekäre Situation begeben. Dann kommt schnell die Bemerkung: „Warum fragst Du nicht erst“.


    Ach ja, die englische Übersetzung hilft mir dann als Erklärung auch nicht, auch dieser Begriff enthält nicht die Funktion des selbstständigen Einspringens.


    Besten Dank aber, soll jetzt nicht negativ rüber kommen.

  • Ich sehe, wir sind auf einer Linie: Keiner hat was gegen dumme Fragen (doch, die gibt es) und keiner hat was gegen blöde Antworten.😉

  • Was bei Spare-Disks (im NAS und auch die im Schrank) stark diskutiert wird sind Standschäden. Im Schrank sehr abhängig wie sie gelagert wird. Aber auch im NAS. Es gibt Meinungen dazu, dass das Lager bei nicht Gebrauch Schaden nehmen kann. Deshalb gibt es Storage- / NAS- / Server-Systeme die die Spare-Disks leer mitlaufen lassen um dies zu verhindern. Ich sage mir, bevor ich diese leer mitlaufen lassen, kann ich sie gleich als RAID6 einbinden. Dann habe ich auch doppelten Ausfallschutz.

    Das dies wirklich so ist, kann ich aus eigener Erfahrung mit wenig benutzen USB-Festplatten berichten. USB-Festplatten, welche ich häufig verwende keine Probleme. USB-Festplatten, welche ich für "Langzeit-Backups" (so einmal jährlich benutzen) fallen bei mir schon nach ein paar mal Benutzen aus. Klar sind dann auch ein paar Jahre, aber nach 5-10 Kopiervorgängen kaputt ist auch heftig.

  • Die Idee beim Hotspare ist, die Zeit bis zum Rebuild des RAID und damit das Verwundbarkeitsfenster, innerhalb dessen ein zweiter (bei RAID5) bzw. dritter (bei RAID6) Ausfall zum Datenverlust führen würde, zu minimieren.

    RAID6 ist natürlich besser als RAID5+Hotspare, weil bei RAID6 das Fenster vom ersten zum zweiten Ausfall Null ist - aber nicht, wenn der RAID-Controller zu wenig Leistung hat, um ein RAID6 Rebuild im laufenden Betrieb auszuführen. (Hatte ich vor ein paar Jahren mal bei einem Storage-System für einen VMware-Cluster: jedesmal wenn eine defekte Platte getauscht wurde, froren alle VMs ein, bis der Rebuild durch war. Nicht lustig! Natürlich sah der Chef keinerlei Zusammenhang mit seiner Entscheidung, das absolut billigste zu kaufen was er kriegen konnte.)

    RAIDx+Hotspare ist seinerseits besser als RAIDx+Ersatzplatte im Schrank, und das ist wiederum besser als RAIDx+"wenn eine Platte ausfällt, schau ich mal wo ich Ersatz herbekomme."

    Kommt halt immer darauf an, wieviel Geld man einsetzen will, welche Leistung man braucht und wieviel Downtime man zu tolerieren bereit ist.

  • Würde doch die These stärken, dass ein Ersatzlaufwerk im NAS sinnvoller aufgehoben wäre als im Schrank. Richtig?

    Na ja, ich habe z.B. 3 QNAP's bei mir daheim stehen, wenn bei einem davon eine Disk ausfällt, nehme ich die Ersatzdisk aus dem Schrank ;)

    Somit habe ich EINE Disk, die ich bei DREI Systemen verwenden kann.


    Würde ich überall eine "Sparedisk" einbauen, müsste ich gleich mal drei davon bereit stellen und verliere fix einen Steckplatz (was bei einem 4 Bay schon an der Schmerzgrenze liegt, da ich dann ein RAID5 mit nur 3 Disk hätte) ...

  • Ich habe auch zwischenzeitlich beim Seagate-Support nachgefragt, was es damit denn auf sich hat. Und da ging die Erklärung wiederum in eine komplett andere Richtung, die wiederum Dein Vorgehen mit "Ersatzlaufwerk im Schrank" mindestens als genauso sinnvoll erweist wie eingebaut: Es geht um die gespeicherten Daten, die magnetisch gespeichert werden und diese nach einiger Zeit schwächer werden.


    Ich spare mir eine Interpretation dieser Aussage und nehme sie einfach mal so hin. Ab und zu mal ein externes Backuplaufwerk anschließen ist daher bestimmt nicht verkehrt. Ein neues Laufwerk hingegen kann dann doch auch ruhig im Schrank liegen.

  • Es geht um die gespeicherten Daten, die magnetisch gespeichert werden und diese nach einiger Zeit schwächer werden.

    Das hat aber nichts mit Ersatzlaufwerk zu tun sondern mit Verwendung einer Festplatte als Medium für Backups. Soweit in der Langzeitarchivierung überhaupt Festplatten als Datenträger eingesetzt werden, bekommen diese daher von Zeit zu Zeit ein Refresh und einen Test, in wie weit das Medium noch ohne Datenträgerfehler geblieben sei. In der Langzeitarchivierung ist dieses Phänomen nicht auf Festplatten beschränkt. Verschiedene andere magnetischen Datenträger haben ähnliche Probleme.


    Der Begriff Ersatzlaufwerk begegnet mir außerhalb von Wartungskonzepten am ehesten in Zusammenhang mit RAID und Hochverfügbarkeit. Und da macht dann ein eingebautes Ersatzlaufwerk auch Sinn, weil damit Ausfallzeiten oder Zeiten mit eingeschränkter Verfügbarkeit weiter begrenzt werden können.

  • Ist klar. Technik ist Technik, da kann man die Wahrscheinlichkeit des Versagens zwar reduzieren, aber nie zu null bringen.


    Im Nachhinein: So schlüssig ist die Seagate-Erklärung im Vergleich zur oben zitierten Angabe in der Doku ja auch nicht. Für mich hat der Datenverlust ja nichts mit der Angabe "180 Tage in der ungeöffneten Originalverpackung" zu tun ...

  • "180 Tage in der ungeöffneten Originalverpackung"

    Vermutlich ist dies wie bei Lebensmittel und Medikamenten anzusehen: Wenn die Zeit abgelaufen ist kann der Hersteller sagen: "Wir habe es Dir gesagt. Du bist selber schuld. Wir übernehmen keine Verantwortung und keine Haftung." Will ja heutzutage niemand mehr Verantwortung übernehmen, auch für den eigenen Mist. :evil::)

  • Will ja heutzutage niemand mehr Verantwortung übernehmen, auch für den eigenen Mist.

    Etwas unabhängig von der Frage der Verantwortung ist die Frage des Supports. Und da war ich es bislang gewohnt, dass oftmals nur der Hersteller Support für die eigenen Produkte anbot, üblicherweise nie für ergänzende Produkte oder gar Konkurrenzprodukte. Lediglich von Open Source Produkten kannte ich Supportangebote unabhängig von Herstellern bzw. Hauptprojektsponsoren. Aber im Herbst 2019 bin ich auf eine Webinar-Ankündigung aufmerksam geworden, wo ein großer Hersteller Support-Optionen für Fremdprodukte anbot. Und allem Anschein gibt es solche Angebote nicht nur von einem großen Hersteller sondern inzwischen von mehreren. Eine interessante Entwicklung, wenngleich bislang nicht meine Preisklasse.

  • Habe in der Firma von einem Produkt, auf welches der Hersteller keinen Support mehr leisten will (wohl zu alt) zu einem Dienstleister gewechselt, der immer noch für dieses Produkt Support anbietet. Irgendwo witzig, dass der Hersteller keine Ersatzteile mehr hat, aber andere Firmen schon. Klar, werden wohl keine Neuteile mehr sein, aber solange es funktioniert. **schulterzuck**

  • Irgendwo witzig, dass der Hersteller keine Ersatzteile mehr hat, aber andere Firmen schon.

    Das ist eine Spezialdienstleistung, die sowohl im Bereich Elektronik, Maschinenbau und einigen regulierten Branchen üblich ist. Nennt sich Obsoleszenzmanagement. Hintergrund sind lange Betriebszeiten und -erlaubnisse für industrielle Großanlagen, Medizintechnik, Eisenbahn u.a.m., die regelmäßig die Dauer des Produktverkaufs deutlich überschreiten. In manchen dieser Branchen hat der Gesetzgeber den Hersteller zur Bereithaltung von zugelassenen Ersatzteilen verpflichtet, in anderen nur zu Gewährleistung in zugelassenem Verfahren. Wenn z.B. ein Großkraftwerk eine Betriebserlaubnis für 70 Jahre hat, müssen die Hersteller auch solange Gewährleistung sicherstellen. Die gesetzliche Gewährleistung dauert dann eben nicht 3 Jahre sondern 70 Jahre. Selbst die Steuerungstechnik setzt Industriecomputer oder ähnliche Geräte samt Software ein. Das können über so lange Zeiträume i.d.R. nicht mehr die ursprünglichen Komponenten sein, aber es müssen immer zugelassene Komponenten sein. Bei Elektronikfirmen sehe ich regelmäßig Werbung, die Lieferung anbieten für Elektronikbauteile, die der Hersteller schon seit Jahren nicht mehr produziert. Das kann sich um Altbestände handeln, um früher hergestellte Ersatzteile, um kompatible Komponenten, oder gar manchmal um Neufertigung durch Dritthersteller, keine Ahnung ob dann als Lizenznehmer. Hatte in einem Projekt Kollegen aus der Serviceabteilung, die dafür zuständig waren, weil der Gesetzgeber diesem Arbeitgeber solch lange Gewährleistungspflichten auferlegt hat, aber die Lieferanten ihre Komponenten früher oder später vor Ablauf der langen Gewährleistungspflicht abkündigen. Diese Lieferanten haben nur die Standardgewährleistungspflichten, soweit sie nicht vertraglich ihren Kunden längere Zeiträume anbieten.