[QUICK HOW TO] QNAP Disks unter Windows mit UFS Explorer auslesen

[PROLOG]

Meine bisherigen Versuche das QNAP LVM an einem Linux System wiederherzustellen, um die Datenträger fernab eines QNAP auszulesen sind gescheitert. Bislang scheint es so, als können nur statische Volumes ausgelesen werden. Im Forum kursiert allerdings ständig ein Tool namens UFS Explorer, das dies durchaus schaffen soll.

Wundern würde es mich nicht, denn die Software ist - je nach Version - nicht gerade günstig. Etwas skeptisch bin ich allerdings schon, denn die Datenblätter weisen zwar aus, dass die Standard Version mit LVM und die Pro Version mit LVM und Thin Provisioning zurechtkommt, von dem "speziellen" QNAP LVM ist hier jedoch nicht die Rede. Dieses QNAP LVM scheint bislang der Grund dafür zu sein, weshalb ein normales Linux damit nicht zurechtkommt, also wieso sollte es der UFS Explorer, wenn damit nicht auch explizit geworben wird?

Nun war es erneut soweit, dass dieses Tool genannt wurde... also will ich meiner Skepsis mal eine Ende bereiten und die Software auf die Schnelle testen.


[DER VERSUCHSAUFBAU]

Ich habe also eine SSD in ein QNAP NAS gesteckt, darauf einen Speicherpool erstellt und anschließend ein Thin- und ein Thick- Volume mit je 20GB. Jedes Volume bekommt eine Freigabe mit ein paar Dateien darin. Anschließend habe ich die Disk ausgebaut und an den Windows 10 Rechner gehangen.


Erwartungsgemäß hagelt es beim Anschluss etliche Meldungen die besagen, dass der Datenträger formatiert werden muss, diese werden alle mit ESC geschlossen. Dann ist es auch schon soweit, dass der UFS Explorer ans Werk gehen kann.


[UFS EXPLORER STANDARD RECOVERY]

Nach dem Start erhalte ich zunächst eine Liste mit den Datenträgern des Systems. "Removable Lexar" kann ich eindeutig als jene aus dem QNAP NAS identifizieren, die dazugehörigen Partitionen lassen dies auch vermuten.


001_standard_overview.PNG


Ich kann allerdings nicht identifizieren, welches hier meine beiden Datenvolumes sind. Das ist allerdings auch nicht zwingend nötig, denn im nächsten Step scannen wir einfach den gesamten Datenträger unten rechts mit dem Button "scannen" (nicht auf dem Screenshot abgebildet), dies kann eine Zeitlang dauern. Ist das erledigt, kann man auch schon in den Daten schnüffeln:


002_standard_files.PNG


Neben den beiden Systempartitionen wird ganz unten auch eine meiner beiden Datenpartitionen erkannt, der Freigabeordner den ich darauf erstellt habe, heißt "thick" und beinhaltet die entsprechenden Daten. Der einfallsreiche Name des Ordners verrät mir auch eindeutig, dass hier das Thick Volume erkannt wurde... vom Thin Volume fehlt jede Spur, denn auch wenn zuvor durchaus eine Partition mit "Thin" erkannt wurde, so kann diese zumindest nicht ausgelesen werden, aber darum kümmern wir uns später.

Die enthaltenen Dateien des erkannten Volumes kann man nun einfach auswählen und nach Belieben sichern*. Damit wäre das Rätsel zumindest schonmal für ein Thick Volume gelöst, bzw. meine Skepsis zunichte gemacht.


* Die Testversion hat ein Limit von 256kB je Datei!


[UFS EXPLORER PROFESSIONAL RECOVERY]

Bei dem Thin Volume könnte die Pro Version Abhilfe schaffen, zumindest ist in den technischen Daten die Rede von Thin Provisioning.

Auch bei dieser Version erhält man nach dem Start eine Liste aller Datenträger des Systems, die angezeigten Partitionen weichen zumindest aber bei der QNAP Disk etwas ab:

001_pro_overview.PNG


Den Button "scan" gibt es unten rechts nichts, hier muss die Disk (oder ggf. die Partition) mit Rechtsklick ausgewählt werden, um dann nach "verlorenen" Daten zu scannen. Auch hier dauert es etwas, je nach Kapazität natürlich. Bei diesem Scan wird übrigens nicht (nur) nach "verlorenen" Daten gesucht, sondern nach Dateisystemen, wodurch die Daten überhaupt erst lesbar werden. Dieser Scan ist also obligatorisch, damit der UFS Explorer etwas auslesen kann.

Ist das erledigt, scheint es mit der Pro Version etwas weniger intuitiv zu sein, denn im nächsten Fenster muss man jedes Dateisystem einzeln zum Durchsuchen auswählen, was es mir nun etwas schwerer macht übersichtliche Screenshots davon bereitzustellen... allerdings dürfte der Screenshot von den drei gefundenen Dateisystemen bereits Aufschluss geben...


002_pro_filesystems.PNG


... das Thin Volume ist erneut nicht dabei!


Der Grund ist einfach: Ein Thin Volume muss anderweitig eingebunden werden, dazu reicht ein Rechtsklick auf die LVM-Metadaten Partition und die Auswahl von "open thin provisioned LVM volume".

003_pro_thinprov.PNG


Im nachfolgenden Fenster müssen dann die einzelnen Volumes gewählt werden, hierbei werden auch Thick Volumes aufgeführt. Die Ansicht sieht anschließend so aus:


004_pro_thinvolumes.PNG


Durchsucht man nun die Dateisysteme, findet man auch endlich die Daten vom Thin Volume!


005_pro_files.PNG


Die Dateien der erkannten Volumes können selbstredend auch hier wiederhergestellt werden, wobei das Limit bei dieser Version bei 768kB liegt.


[FAZIT]

Unglaublich, wie einfach es ist, diese "mysteriösen" LVM Volumes von QNAP auszulesen! So richtig verstehen tu' ich es aber weiterhin nicht:

Linux kommt mit dem QNAP LVM nicht klar, weil QNAP hier scheinbar selbst dran rungeschraubt hat... der UFS Explorer kann das aber?! Es ist zwar durchaus möglich, dass hier der QNAP LVM berücksichtigt wurde, allerdings dürfte dies andere Probleme mit sich bringen und vor allem: Wieso wird dann nicht damit geworben?


Sei es drum, mit dieser Software ist es defintiv möglich QNAP Disks mit Speicherpool und Thin/ Thick Volume auszulesen, das dürfte einigen Usern ohne Backups den Ar**** retten, auch wenn es im Falle von der Pro Version recht teuer wird. Wie es nun auch noch um Datenträger aus einem RAID Verbund steht, mag ich aber nicht mehr testen. Bei RAID 1 ist es jedenfalls unkritisch, da hier ja ohnehin ein Datenträger ausreicht, ansonsten soll die relativ günstige Standard Version mit einem Plugin auch RAID unterstützen, die Pro Version tut es in jedem Fall.


[EPILOG]

Es wäre sicherlich noch interessant zu testen, wie es um unterschiedliche RAIDs steht, aber das überlasse ich gerne jemand anderem, außerdem ist das hier ja auch nur ein Schnelltest.

Im schlechtesten Fall 600€ für eine Software, die man (hier) nur wegen fehlender Backups braucht, das ist hart! Selbst wenn ich nicht im Angebot einkaufe, bekomme ich dafür 40 Kisten Bier... da muss man ja schon morgens anfangen, um die leer zu kriegen... ich bin spät dran, cheers! :beer:

Kommentare 1

  • Gibt ja insgesamt 6 Versionen von diesem Programm. Möglicherweise kommt eine der beiden RAID Versionen damit zurecht. :/