Hardware Praxis – „Hör mal wer da surrt“: Ein Erfahrungsbericht aus dem IT-Alltag

Diese Woche habe ich wieder mal eine dieser Kuriositäten erlebt, bei denen mal teils schmunzelnd, teils kopfschüttelnd nicht genau weiß, was man davon halten soll. Aber aus solchen Situationen lernt man immer wieder dazu. Und bekannter maßen hat man ja nie ausgelernt. Deshalb ein kleiner Blick hinter die Kulissen.

Aber das Ganze vom Anfang an.



++ Das „Hä?“ oder „Hör mal wer da surrt“


Diese Woche im Serverraum der Firma denke ich plötzlich: Hä, was surrt hier so? Nur ganz leise. Wobei „leise“ wohl die falsche Bezeichnung sein dürfte. Bei dem Lärm im Serverraum grenzt es schon an ein Wunder überhaupt ein Geräusch von einem anderen unterscheiden zu können. Kann gut sein, dass bei diesem „leisen“ Geräusch manch einer bei sich zuhause schon Purzelbäume schlagen würde. Treffender ist wohl, dass sich das Geräusch nur sehr schwach von den anderen unterscheiden lies bzw. abgehoben hat.


Wie dem auch sei, nach etwas Suche habe ich dann den Schuldigen ausfindig gemacht: Die TS-873A. Nach genauerem hinhören, will heißen Ohr 1 cm vor das NAS platziert, klang es für mich wie ein Festplattendefekt. Allerdings nicht ganz mit dem dafür üblichen Geräusch. Aber wie gesagt, bei dem Lärm relativ schwierig abzuschätzen.

Um mögliche Vibrationen zu erspüren, die auf einen Defekt der Festplatten hinweisen könnte, lege ich die Finger vorne jeweils auf das eingebaute Tray (Festplattenrahmen) einer jeden einzelnen Festplatte. Nichts. Alle Festplatten laufen ruhig.


Vielleicht doch die Lüfter? Sieht man von der Rückseite relativ einfach. Gut, in dunklen Räumen – oder in Rackschränken - ist eine Taschenlampe nicht verkehrt. Immer wieder witzig: Wenn man durch die Lüftungsgitter leuchtet sieht es oft aus, als ob sich die Lüfter kaum bewegen würden, manchmal sogar rückwärts. Gut, ein Lüfter läuft ja mal schneller mal langsamer, je nach Temperatur und Einstellung. Rückwärts in echt wäre jetzt nicht so gut.

OK, Lüfter laufen alle und gleichmäßig, scheinen es somit nicht zu sein.


Kurz mal Temperatur fühlen, am Gehäuse des NAS, nicht bei mir. Noch leide ich nicht am Fieberwahn. :) Nö, auch nichts.

Auch die Temperatursensoren im Rackschrank sagen: Alles i.o.



++ WebGUI und Q‘Center


So komme ich auf jeden Fall nicht weiter. Also auf der WebGUI des NAS und im Q‘Center angemeldet. Beim Anmelden keine Alarm-Meldungen, ist schon mal ein gutes Zeichen. Hätte mich auch sehr verwundert, denn dann hätte ich eigentlich auch eine Benachrichtigung erhalten müssen.

„Speicher & Snaphot“ geöffnet. Alle Festplatten auf grün. Im NAS sind Seagate Ironwolf Festplatten verbaut. Also die Werte von IHM (Ironwolf Health Management) geprüft. Alle Werte auf grün. Hmm. SMART-Werte: grün. ??? Alle Festplatten einem Schnelltest unterzogen, aber auch hier konnte nichts festgestellt werden. Die Festplatten fühlen sich wohl und erfreuen sich bester Gesundheit. So zumindest laut allen Statuswerten und Tests.

Auch ein Blick in die Protokolle bringt nichts erhellendes. Alles gut. Alle zeitlich gesteuerten Festplattentests ohne Befund. RAID Scrubbing wurde vor ein paar Stunden beendet: Ohne Befund.


Also weiter im Q‘Center. Aber auch hier alles auf grün. Im Q‘Center werden im 5 Minutentakt alle Werte erfasst und in Diagrammen dargestellt. Die Temperaturwerte des NAS, sowohl CPU- als auch Systemtemperatur sind seit Wochen konstant, plus minus ein paar Grad je nach Last und Aufgabe. Beim RAID-Scrubbing ging die Temperatur etwas hoch, genauso die CPU-Last, aber nach Beendigung des Vorgangs wieder runter auf die Normalwerte. Lüfterdrehzahl erweist sich ebenso konstant wie unauffällig, analog dazu die CPU-Last.

Am Sonntag in der Nacht sehe ich einen Aussetzer der Daten von 1 Stunde. Hmm? Ja, Zeitumstellungen. Aber wurde die Zeit nicht zurückgestellt? Und vor allem nicht um 5 Uhr. Aber dies ist ein anderes Mysterium. ;)



++ Was nun?


Tja, was nun? Wie weiter? Alle Werte sagen, alles ist in bester Ordnung. Wäre da nur nicht dieses Geräusch.

Also zurück zum Rackschrank im Serverraum. Jap, Geräusch ist immer noch da. Habe ich schon erwähnt, dass es bei diesem Lärm im Serverraum schwierig ist ein Geräusch einzuordnen? :)

Was könnte es sonst noch sein? Zähneklappern der Festplatten? Also alle Festplatten nochmals fest in den Slot gerückt. Und siehe da, das Geräusch ist verschwunden.

Äh, nun ja, Freude herrscht.



++ Das Warum


Tja, ich schätze da hat das Tray aus Plastik am Käfig (Halterung der Festplatten) aus Metall „gescheuert“ und dies ziemlich lautstark. Ein wenig zu viel Spiel an der falschen Stelle und die Vibrationen der Festplatten (4 Stück an der Zahl) und Ventilatoren (5 an der Zahl) – welche bei mechanischen und rotierenden Komponenten einfach unvermeidlich sind – tun ihr übriges dazu. Mehr als normale Vibrationen konnte ich am NAS ja nicht erspüren.



++ Postskriptum


Auch solche Dinge kommen in einem normalen Tag eines Sysadmins vor. Und leider lassen sich nicht alle so schnell und einfach lösen.



Titelbild: qimono auf pixabay.com

Kommentare 1

  • Eine nette und nützliche Kolumne. Vielen Dank! – Was allerdings nach meiner Praxis auch immer wieder gerne genommen wird: Sich am Ende der Lebensdauer befindliche Lüfter-Lager. Die können auch wochenlang ein Vogelgezwitscher im Serverraum beitragen.