iSCSI versus Netzlaufwerk

  • schönen guten Abend,
    ich probier seit 2 Tagen meine neue TS219P+ aus - tolles Teil - es haben sich einige Fragen eingestellt.
    Gibt es einen "alten Hasen" der mir "Greenhorn" einige fundamentale Fragen, die ich trotzt vieler Stunden Internetrecherche bzw. Studium des Handbuchs nicht erklärt finde, beantworten kann?


    was ich möchte:
    meine Projekte (Word, Excel, Mails, Fotos) meines Win7-PC`s auf dem NAS (2x1TB- zu einem Raid1 zusammengeschlossen) vollautomatisch sichern und diese nochmals (Verfolgungswahn?) auf einer ext. USB-Festplatte ablegen.
    NAS und PC sind (per eigener Gigabit-Netzwerkkarte) miteinander verbunden, sie verstehen sich prächtig.


    nun kann ich ganz einfach einen Freigabeordner des NAS am PC zu einem Netzlaufwerk machen und meine Dateien dort (mit Acronis True Image) sichern.


    etwas aufwändiger, aber ebenso funktionierend, per iSCSI.
    aber...
    was genau bedeuten diese Einstellungen in der Zielverwaltung?
    - iSCSI-Ziel mit zugewiesenem LUN
    - nur ein iSCSI-Ziel
    - nur ein iSCSI-LUN


    hab mich empathisch mit "iSCSI-Ziel mit zugewiesenem LUN" angefreundet, weiß aber nicht warum.....
    im NAS selbst finde ich die LUN-Ordner nicht - per LUN-Sicherung bekomme ich sie in einen Freigabeordner und von dem aus kann ich sie endlich auf der USB-Festplatte sichern.....
    geht das auch einfacher?


    welche dieser 2 Möglichkeiten (Netzlaufwerk - iSCSI) sollte ich wählen und warum?


    Im Handbuch wird mit Fachbegriffen nur so herumgeworfen, aber wenig verständlich erklärt.


    lieber "alter Hase" - hab Geduld mit mir, ich werd es dir danken.


    lg , weudschi

  • Hi,


    iSCSI bedeutet in Kurzform, dass du (dein Rechner) über das TCP/IP Protokoll (also dein Netzwerk) mittels SCSI Befehlen auf ein Speichergerät (z. B. eine Festplatte) zugreifst. Ein großer Vorteil dabei ist, dass du blockweise auf Dateien zugreifen kannst, gerade bei großen Dateien bietet dies Vorteile: wenn TrueImage ein Dateisegment lesen möchte, welches bei 1,7 GB steht muss sonst je nach Protokoll u. U. erst die gesamte Datei bis zu dieser Position übertragen werden, was sehr viel Zeit in Anspruch nehmen kann. Bei uns im Unternehmen gibt es einzelne TrueImage Archive mit über 200 GB...


    Das iSCSI Ziel ist die "Freigabe", auf welche dein Windows Rechner zugreifen kann. Diesem widerum ist auf Seite des NAS Speicher zugeordnet. Dieser Speicherbereich wird in einem LUN verwaltet. Es gibt hier 2 Möglichkeiten: Thin Provisioning (TP) und sofortige Zuweisung (SZ). TP bedeutet, dass du ein LUN mit frei wählbarer Größe (ggf. sogar größer als deine Festplattenkapazität) erstellen kannst. Der tatsächlich benötigte Speicher wird dynamisch assoziiert. Vorteilhaft ist, dass die Erstellung des LUN schnell vonstatten geht und du keine unnötigen Speichermengen freihalten musst. Nachteilig ist, dass der Speicherplatz auf mehrere Stellen auf der Zielfestplatte verteilt (fragmentiert) sein kann, die dynamische Assoziierung von zusätzlichem Speicher Zeit in Anspruch nimmt (das kopieren geht langsamer) und du Probleme beim überschreiten des tatsächlich verfügbaren Speichers bekommen könntest. SZ bedeutet, dass bei der Erstellung ein Speicherblock mit der eingestellten Größe für das Ziel reserviert und vorbereitet wird. Nachteilig ist hierbei, dass die Erstellung u. U. lange dauern kann und dass der Speicher wirklich weg ist, Vorteilhaft ist die u. U. höhere Geschwindigkeit beim kopieren (der Speicher ist schon da).


    Du kannst ein iSCSI Ziel folgendermaßen anlegen (beschrieben anhand meiner TS-419U, aber das sollte ähnlich ablaufen): Im Menü Datenspeicher rufst du den Menüpunkt iSCSI auf. In der Portalverwaltung aktivierst du den iSCSI Dienst, sofern nicht bereits aktiviert. Den Standardport 3260 solltest du beibehalten und iSNS lässt du deaktivert. Ggf. musst du Änderungen jetzt speichern.


    Als nächstes geht es in die Zielverwaltung. Den Assistenen kannst du verwenden. Du brauchst ein iSCSI Ziel mit zugewiesenem LUN. Dafür vergibst du einen Zielnamen und ein Zielalias, welche identisch sein dürfen (z. B. "trueimage"). Als nächstes wird die Authentifizierung eingestellt. Ich aktiviere die CHAP Authentifizierung, gebe einen Benutzernamen (z. B. "admin") und ein Kennwort (bitte unbedingt mit genau 16 Zeichen, ich beschränke mit auf Groß- und Kleinbuchstaben sowie Ziffern) ein, auf die Rückauthentifizierung (Mutual CHAP) verzichte ich. Als nächstes wird ein LUN (also Speicher) zugewiesen. Du kannst zwischen Thin-Provisioning und sofortiger Zuweisung wählen (siehe oben), für TrueImage würde ich in jedem Fall sofortige Zuweisung wählen (allein schon, weil das riesige Datenmengen sind und vermutlich erfolgt die Sicherung während des laufenden Betriebs). Der Name des LUN kann dem Namen des iSCSI Ziels entsprechen (z. B. "trueimage"). Wenn du mehrere Speicherorte hast kannst du jetzt einen auswählen und zu guter letzt Speicher zuweisen.


    Im Windows rufst du den iSCSI Dienst auf (ich hab gerade nen Windows 2008 Server vor mir, unter Windows 7 ist das ähnlich, unter Start "iSCSI" eingeben). Ggf. solltest du die Startart auf automatisch beim Systemstart umstellen (die Frage kommt nur, sofern nicht bereits geschehen). Unter "Suche" kannst du als erstes das Portal (dein NAS, mit Name oder IP-Adresse) hinzufügen. Bei Ziele müsstest du dann schon dein neues iSCSI Ziel finden, an dem du dich anmelden kannst. Die Option "Beim Neustart des Computers..." solltest du vermutlich aktivieren. Anschließend öffnest du den Punkt "Erweitert". Dort wählst du CHAP-Anmeldeinformationen aus und gibst den vorhin gewählten Benutzernamen ("admin" ?) und das Kennwort (16 Zeichen) ein. Anschließend klickst du auf OK und nochmal auf OK - wenn alles geklappt hat wird ist die Verbindung schon hergestellt.


    Nun brauchst du noch Zugriff auf die "Festplatte". Ruf im Windows-Explorer -> Computer mit Rechtsklick den Menüeintrag Verwaltung auf. Dort ist unterhalb von Speicher die Datenträgerverwaltung. Als erstes muss der neue Datenträger initialisiert werden - hier spricht alles für MBR, schließlich musst du im Eventualfall auch von einem anderen System an das iSCSI Ziel kommen. Jetzt ein Rechtsklick auf das freie Volume, ein neues freies Volume erstellen (es sei denn, du willst das Ding partitionieren - aber dann würde ich mehrere iSCSI Ziele erstellen), den gesamten Speicher zuordnen, einen Laufwerksbuchstaben vergeben, das Laufwerk formatieren und auf das erste selbst erstellte iSCSI Ziel nen Kaffee trinken ;)


    Wenn noch Fragen offen geblieben sind: her damit :)

  • Super Beschreibung/Anleitung.Danke :!::!: :thumb: Das gehört in die Rubrik "Anleitungen"

  • Hi,


    eine wirklich gute Beschreibung, vielen Dank. Endlich habe ich auch die ganzen Begriffe verstanden.


    Gerne würde ich das mal testen, allerdings fehlt mir noch ein sinnvolles Anwendungsszenario für den ganzen Konfigurationsaufwand. Wofür benötige ich das alles im Vergleich zu einem gemapptem Netzlaufwerk ?


    - ist der Geschwindigkeitsvorteil im Vergleich zu einem gemappten Netzlaufwerk wirklich so erheblich, dass sich der gesamte Einrichtungsaufwand wirklich lohnt ?
    - das es sich ja offensichtlich nicht um einen freigebenen Ordner handelt, ist somit ein Zugriff auf die Daten von "extern" nicht möglich, oder ?
    - lässt sich das "Laufwerk" von mehreren Rechnern im Netzwerk nutzen ?
    - könnte man dieses "Laufwerk" auch auf einem externen Rechner mit einem Laufwerksbuchstaben einbinden ?


    Bitte gebt mir Input ;-))
    Danke für Eure Tipps und Anregungen zu diesem Thema.


    Gruß
    Fraubi

  • Hallo


    Ein iSCSI target ist ausgelagerter Festplattenplatz, jedoch nicht im Sinne einer Netzwerkfreigabe auf einem anderen System.
    Streng genommen wird eine Festplatte emuliert und taucht auf dem Hostsystem, auf dem sie eingebunden wird auch als Festplattengerät auf.
    Von dort aus kann sie wie eine lokale Platte im nativen Dateisystem des Hosts formatiert und berechtigt werden, das geht am NAS völlig vorbei.
    Es können zb. die Ziele beliebig auf unterschiedlichen Plattformen verwendet und unter der jeweiligen Plattform verwaltet werden.


    Wird es z.B. in einem Windowsserver verwendet, erfolgt die Formatierung eben im Festplattenmanager des Hosts, Berechtigungen und Freigaben können ebenfalls
    angelegt werden, die dann über den Windows-Host erreichbar sind. Das gleiche gilt für andere Plattformen.


    Während über eine Netzwerkfreigabe Daten dateibasiert abgerufen werden, erfolgt der Zugriff des Host auf das eingehängte Target blockbasiert.
    Eben genau wie bei einer lokalen Festplatte, bedingt durch das SCSI-Protokoll.
    So können auch Daten abgelegt werden, die einen blockbasierten Zugriff benötigen, wie Datenbanken etc. und auf Anlage derselben auf einer lokalen Festplatte bestehen.
    Der Host benötigt also nur wenig Plattenplatz. Stirbt der Host einmal weg, kann das Ziel auch schnell auf ersatzhardware geschwenkt werden mit aktuellen Datenbeständen.
    Der mehrfache Zugriff ist so nicht angedacht (wieder hier das Ding in seinen Eigenschaften wie eine herkömmliche festplatte betrachten) lediglich einer darf schreiben können. Zusätzliche Lesezugriffe sind möglich, meine ich, ist aber nicht Sinn der Sache.


    Ich habe z.B. den Exchange Infostore auf einem target abgelegt, das funzt schon seit Jahren wunderbar.


    Gruss
    Micha

  • Hi,


    danke für Deine Ausführungen. Unter der Betrachtungsweise, dass man das ganze als reine Festplatte sieht, verstehe ich nun den Unterschied zu einer Netzwerkfreigabe.
    Hier scheint wohl inbesondere der Aspekt, dass der Host wenig Speicherplatz braucht, interessant zu sein. Also einen Rechner, ne kleine SSD für das OS rein, die restliche benötigte Festplattenkapazität über iSCSI und QNAP laufen lassen.....


    Also, nochmal danke für die Erläuterung


    Gruß
    Fraubi

  • An den Nutzer homeoffice


    Mein erstes iSCSI-Laufwerk, angelegt auf einer Einzelplatte im NAS incl. Target und LUN-Definition und -zuweisung an das definierte target funktioniert
    wunderbar einschl. eines CHAP-Protokolls (einseitig) mit einem Passwort von nur 12 Zeichen - und dies bereits vor Deiner Beschreibung.
    Auf Windows 7 Ultimate gelang auch die Einbindung und Nutzung als eigenständiges Laufwerk (lokal !!!).
    Nach dem Studium Deiner Beschreibung habe ich das Passwort auf exakt 16 Zeichen geändert - und nach einigem Schubsen des iSCSI-Dienstes auf Win 7
    konnte ich wieder im eigenen Netzwerk auf das iSCSI-Laufwerk zugreifen.
    Wieso aber will mir der Zugriff von außen nicht gelingen: auf der Fritzbox den Port 3260 der NAS-Box zugewiesen. Alle Dienste (z.B. FTP, wenn als Port
    auf der Fritzbox freigeschaltet; auch folgender Spezialfall: Win7->VMWare->SuSE-Linux: mysql-Server-Replikation mit Mysql-Filmdatenbank-Server auf 1+1
    Linux-Server im Internet, klappt wunderbar) sind via meinname.dyndns.org erreichbar, NICHT aber das iSCSI-Laufwerk.
    Habe ich vielleicht etwas vergessen (iSCSI-Initiator-Diensteinstellung: lokale Adresse, funktioniert / Remote-Adesse: meinname.dyndns.org funktioniert nicht)


    Grüße aus München
    Hans

  • @alle


    Nachdem ich einige Tage mit dem iSCSI-Laufwerk verbracht habe ist mir aufgefallen, dass sich die Datenübertragungsrate zur QNAP bei normalen Netzwerkverbindungen extrem verlangsamt hat. Ist das bei Euch auch so ?


    Gruß
    Fraubi

  • Hi Fraubi


    Nutze für iSCSI das 2te Ethernetadapter und baue auch eine 2te Schnittstelle in den PC ein. Diese dann direkt verbinden und ein eigenes subnetz zuweisen.
    In NAS kannst Du den service auf ein einzelnes Adapter beschränken.
    Im Initiator solltest du die bisherige Verbindung auflösen und dann neu einrichten. Wenn Du den iSCSI traffic aus dem LAN raus hältst, sollte das auch alles wieder flott laufen.


    Gruss
    Micha

  • Hallo zusammen,


    ich habe bis dato auch immer die diversen Ordner fia Netzlaufwerk bei meinem W7 Rechner eingebunden.
    Nachdem ich mir das jetzt mit dem iSCSI durchgelesen habe, wollte ich es wissen und eben mal testen.
    Bin noch mitten im testen, wie das dann mit sichern usw läuft.


    Aber was ich jetzt gerade gesucht und nicht gefunden habe:
    Da ich meine TS-219p+ gerne über Nacht und tagsüber abschalte, hätte mich jetzt interessiert, ob es eine Funktion für iSCSI gibt,
    dass das NAS gwasi sich über WOL sich automatisch einschaltet, wenn ich den Rechner starte und dass das iSCSI Laufwerk dann gemappt wird.
    Und nett wäre es auch, dass sich das NAS auf nach ausschalten des Rechners evtl wieder ausschaltet.


    Gibts da in der Richtung eine Möglichkeit?


    Bis dato starte ich das NAS immer manuell über "WakeOnLan Tool 2".


    vielen Dank im voraus


    schöne Grüße

  • LD30: ein automatisches WOl ist für iSCSI nicht vorgesehen. (Hatte ich auch gesucht)


    Ein schöner Zufall, dass jetzt gerade über iSCSI diskutiert wird, wo ich auf informationssuche bin. Der Thread und die Ausführungen von "homeoffice" haben Licht ins Dunkle gebracht.


    Wie ich lesen konnte ist der gleichzeitige Vollzugriff zweier PCs auf ein iSCSI nicht vorgesehen. Das erklärt auch, warum bei mir der eine PC nicht sehen konnte was der zweite geschrieben hat. Ein Refresh fand nur sporadisch statt. Damit ist die iSCSI Funktion für mich gestorben. Ich hatte mir Vorteile versprochen, wenn Cubase während der Musikproduktion große Audiofiles auf das iSCSI Laufwerk schreibt. Denn mit einem normalen Netzlaufwerk ist der Datendurchsatz eher bescheiden.

  • Zitat von "nokangaroosinaustria"


    was ich möchte:
    meine Projekte (Word, Excel, Mails, Fotos) meines Win7-PC`s auf dem NAS (2x1TB- zu einem Raid1 zusammengeschlossen) vollautomatisch sichern und diese nochmals (Verfolgungswahn?) auf einer ext. USB-Festplatte ablegen.


    Ich greife das Thema nochmal ganz am Anfang auf:


    Ziel: Sicherung WIndows 7 PC auf NAS Raid mit Acronis TrueImage und zusätzliches Backup davon auf NAS-USB-Platte.


    Das setze ich fast genauso ein, ausser das ich auf das RAID in diesem Fall verzichte.


    Von iSCSI rate ich in dieser Konfiguration ab. MIt der neuen Firmware sind jetzt zwar Snapshots und Backups möglich, ABER im Falle eines Falles musst Du immer erst iSCSI einrichten und konfigurieren, dann Acronis installieren und dann hoffen, dass der eventuell dann neue PC das iSCSI Image noch lesen kann.


    Ich sichere auf ein SMB-Freigabe und kopiere diese dann automatisch per RSync auf die extern Platte des NAS. Hier kann natürlich ggf. auch auf weitere Server im Internet oder im LAN kopiert werden. Zusätzlich kann auf das parallel Backup zugegriffen werden. Dies ist bei iSCSI nicht möglich, da das Target immer an deinen WIndows PC gebunden ist.


    iSCSI nutze ich bei mir für VMWare Images, die damit bei Bedarf von unterschiedlichen Servern gemountet werden können (VMWare Server 1 geht kaputt, VMware iSCSI Target auf VMWare Server 2 mounten und weiter gehts...)


    Jan

  • Hallo


    Ich finde die Beschreibung für die Einrichtung des iSCSi sehr gut.


    Bei mir bleibt es aber an der letzten Stelle der Verbindung hängen.
    Ich bekomme dann beim verbinden mit dem Ziel die Meldung, das der Dienst nicht verfügbar ist. :(


    Hat einer von euch eine Idee, war es nicht geht?
    Danke Ede