Testbericht – TS-253D mit TL-D400S Erweiterungsgehäuse Teil 3: Performance, Festplattenmodi und mehr

00 Titel.jpgNach Teil 2 kommt bekanntermaßen Teil 3. Also weiter mit dem 3. Teil der Testreihe. Nach dem ich im 1. Teil der Testberichtreihe die Hardware vorgestellt habe, im 2. Teil die Installation und das erste Einrichten beschrieben habe, geht es im 3. Teil um die Performance, die Festplattenmodi von Ella und weitere Dinge.



1. Das Handbuch


Oft unterschätzt und vernachlässigt, gerade bei Männern. Denn ein Handbuch ist wie eine Landkarte, das brauchen „richtige“ Männer nicht – um dann vor einer Sackgasse / einem unlösbarem Problem zu stehen. :) Es darf also ohne Bedenken auch mal im Handbuch gelesen werden. Ist keine Schande, gerade bei ungeübten Hobby-Admins. Aber auch den erfahrenen Benutzern – oder die es meinen zu sein – schadet ein Blick auf die „Roten“ und „Gelben“ Bereiche im Handbuch nicht.


Für Quendolin - das TS-253D NAS - kann hier das Handbuch von der QNAP-Homepage heruntergeladen werden:

https://eu1.qnap.com/Storage/T…D/TS-x53D-UG-01-de-DE.pdf

Für Ella - das TL-D400S Erweiterungsgehäuse - kann das Handbuch hier von der QNAP-Homepage heruntergeladen werden:

https://eu1.qnap.com/Storage/T…0S-D1600S-UG-03-de-DE.pdf


Gerade beim Erweiterungsgehäuse mit SFF-8088 Schnittstelle gibt es das Eine oder Andere doch eher Spezielle zu beachten. Es ist jetzt vielleicht nicht gerade typisch bei einem Testbericht auf so etwas einzugehen, aber ich möchte dennoch auf einige Dinge hinweisen.


  • Jeder SFF-8088 Port unterstützt vier SATA 6 Gb/s Lanes.
  • QNAP empfiehlt, mindestens zwei Sekunden nach dem Ausschalten des JBOD-Gehäuses zu warten, bevor es wieder eingeschaltet wird.
  • QTS kann maximal zwei externe JBOD-Gehäuse unterstützen.
  • QNAP JBOD-Gehäuse können nicht mit mehr als einem Host gleichzeitig verbunden werden
  • Der QNAP QXP Host Bus Adapter ist für den Anschluss des JBOD-Gehäuses an ein Host Gerät erforderlich. Host Bus Adapter von Drittanbietern sind möglicherweise nicht mit QNAP JBOD Gehäusen kompatibel.


Und weil im letzten Bericht schon die Diskussion aufgekommen ist:




2. Performance


Leider habe ich kaum die Möglichkeit Quendolin und Ella richtig auszureizen. Wie schon bei meinen anderen Testberichtreihen scheitert es an der Netzwerkgeschwindigkeit. Denn leider ist mein Testnetzwerk auf 1 GbE beschränkt, sowohl bei den Notebooks als auch beim Switch (unmanaged). Quendolin hat ja 2 x 2,5 GbE Netzwerkanschlüsse und könnte somit mit einem Port theoretisch so an die 280 MB/s erreichen. Aber so sind leider nur die ca. 112 MB/s des 1 GbE Netzwerkes möglich, dies aber ohne dass die CPU groß belastet wird.

Aber nur schon ein schnellerer Switch würde hier schon einiges bringen, auch wenn die Endgeräte nur 1 GbE hätten. Beim gleichzeitigen Zugriff mehrerer Geräte könnten diese mit 2,5 GbE auf das NAS zugreifen bzw. 5 GbE bei Portbündelung. Dafür ist aber auch wieder ein passender Switch notwendig. Leider kann mein Switch weder das Eine noch das Andere. :(


Beim Kopieren von großen Dateien zwischen Quendolin und Ella und sich selbst habe ich folgende Werte erhalten.


Quendolin > Ella

Ella > Quendolin

Quendolin > Quendolin

Ella > Ella

237 MB/s

221 MB/s

4736 MB/s

2368 MB/s


Wie die Werte beim Kopieren innerhalb derselben Geräte zustande kommen können, kann ich mir nur so erklären, dass hier nur Hard Links gesetzt werden. Denn die Dateien war zu groß für den Cache (bis zu 19 GB) und selbst M.2 SSD mit NVMe erreichen kaum diese Werte.


Das Starten bzw. Herunterfahren geschieht für ein QNAP NAS verhältnismäßig schnell. Das könnte aber auch daran liegen, dass so gut wie keine Dienste laufen. Weniger ist oft mehr. ;)


Startzeit: ca. 4,5 Minuten

Herunterfahren: ca. 1,5 Minuten


Die Werte scheinen sich mit oder ohne Ella kaum zu ändern.



3. Die QXP-400eS-A1164 Erweiterungskarte


Hier noch ein paar technische Daten zur Erweiterungskarte QXP-400eS-A1164:


Funktion

Quad-Port SATA Erweiterungskarte

Controller

Asmedia ASM1164

Anschluss

1 x SFF-8088

Unterstützte SATA Laufwerke

4 x SATA 6Gb/s

PCIe-Schnittstellen

PCIe Gen3 x2 (16Gbps)

Unterstützte Betriebssysteme

- ab QTS 4.4.2, QuTS hero

- ab Windows 8

- ab Windows Server 2012 R2

- ab Linux mit Kernel 3.10

Formfaktor

85 x 68,9 x 17,24 mm


Die Erweiterungskarte wird in der Systemsteuerung unter


> Hardware > Erweiterungskarten


als solches erkannt. Konfigurations- oder Einstellungsmöglichkeiten kann ich hier jedoch keine finden, nur ein paar spärliche Informationen:


01 Erweiterungskarte.png


Unter


> Speicher & Snapshots > Speicher > Datenträger / VJBOD

> Erweiterungsgehäuse auswählen

> Aktion > QXP-Karten-Verbindungen anzeigen


Gibt es noch diese Informationen:


02 QXP1.png


Treiber müssen unter QTS keine installiert werden. QNAP gibt jedoch als Mindestvoraussetzung QTS 4.4.2 an.



4. Diverses


Hier ein paar weitere Dinge die mir zu beiden Geräten aufgefallen sind.


Die Festplatten von Quendolin und Ella gehen unabhängig von einander in den Standby-Modus. Dies könnte aber auch daran liegen, dass das NAS und das Erweiterungsgehäuse je ein unabhängiges RAID mit je einem Speicherpool haben. Ich habe nie getestet, wie 2 unabhängige RAIDs in einem NAS sich diesbezüglich verhalten würden.

Der unabhängige Standby-Modus reduziert auf jeden Fall die Geräuschentwicklung wie auch den Energieverbrauch, vor allem wenn man den Zugriff gezielt steuern kann. So könnte man natürlich auch das NAS mit SSD-Festplatten für den leisen Zugriff ausstatten und das Erweiterungsgehäuse für die großen Daten, bei denen die Lautstärke nicht so relevant ist.


Für das NAS und das Erweiterungsgehäuse gibt es in der


> Systemsteuer > Systemstatus > Hardware-Informationen


jeweils eigene Informationen:



Bei Ella natürlich nicht so viele wie bei Quendolin.


Momentaufnahmen (Snapshots) können ganz normal für beide Geräte pro Speicherpool erstellt werden.


05 Snapshots.png


Ein Firmware-Update ist auch mit angeschlossenem Erweiterungsgehäuse ohne Probleme möglich. Das manuelle Update hat mit Kopieren der Firmware auf das NAS 1 Minute 03 gedauert. Nach den üblichen 60 Sekunden warten vor dem Neustart war Quendolin mit Ella nach insgesamt 8 Minuten 27 wieder einsatzbereit. So gesehen dürfte ein Firmware-Update eigentlich keine große Sache sein. ;)

Allerdings wird ohne Internetverbindung keine Mulitmedia Console installiert, was allerdings eine Eigenheit von QTS ist und nicht nur auf das TS-253D bezogen ist.


06 Multimedia Console.png



5. Formatierung und Festplattenmodi des Erweiterungsgehäuses


Das Gute an Testgeräten ist, dass man Dinge ausprobieren kann, die man im Normalbetrieb wohl so nie machen würde. Denn für mich wäre eigentlich klar, so ein Erweiterungsgehäuse mit 4 Festplatten wird mit RAID5 betrieben. Ob mit oder ohne Speicherpool, sprich als statisches Volume, hängt ein wenig vom Einsatzszenario ab. Aber so habe ich noch ein paar zusätzliche Dinge ausprobiert und die Speicherpools und Volumes von Quendolin und Ella nochmals gelöscht.


Als erstes das Szenario, welches ich schon im vorherigen Teil angesprochen haben: Die 2 Festplatten von Quendolin und die 4 Festplatten von Ella zu einer einzigen RAID-Gruppe oder einem einzigen Speicherpool zusammenzufügen – auch wenn es eher riskant und wenig sinnvoll ist. Aber leider habe ich hier keine Möglichkeit über die WebGUI gefunden. Das Zusammenhängen von Festplatten unterschiedlicher Gehäuse lässt QTS scheinbar so nicht zu, egal ob JBOD oder einer RAID-Modi. Möglicherweise gibt es einen inoffizielle Weg über die Konsole, aber somit ist dies für den Normalverbraucher ohnehin zu umständlich und nicht mehr attraktiv.


Wird Ella zum ersten Mal angehängt, bzw. alle Festplatten wieder gelöscht, werden die einzelnen Festplatten als einzelne unformatierte externe Disks erkannt.


07 Externer Speicher 2.png


Diese können alle einzeln mit unterschiedlichen Filesystemen formatiert werden. Zur Verfügung stehen die üblichen Verdächtigen an Filesystemen: EXT4, EXT3, FAT32, NTFS und HFS+ von und für Apple. Vermutlich wird hier auch exFAT möglich sein, sofern man die passende kostenpflichtige Lizenz dafür besitzt.



FAT32 eignet sich in diesem Fall nicht wirklich, da hier nur ein Volumen mit max. 1,28 TB möglich ist. FAT32 ist allerdings auch schon ein wenig in die Jahre gekommen. Bei dessen Erfindung hat wohl kaum jemand an 8 TB Festplatten gedacht. :)

Nun operiert Ella - nennen wir es mal so - im externen Modus.

Die Festplatten können auch einzeln ausgeworfen werden. Das erneute Einbinden ist aber nur durch ein Aus- und wieder Einschalten des Erweiterungsgehäuses möglich. Dies dauert aber eine Weile und wird von einem mehr oder weniger heftigen Pips-Konzert begleitet.


Das TL-D400S Erweiterungsgehäuse kann aber auch im NAS-Modus betrieben werden, indem man aus mehreren Festplatten eine RAID-Gruppe / Speicherpool erstellt. Man kann allerdings das Erweiterungsgehäuse nur im einen oder anderen Modus betreiben. Beides gleichzeitig ist nicht möglich.


11 Meldung JBOD aus extern.png


Sobald eine RAID-Gruppe bzw. ein Speicherpool erstellt worden ist – auch wenn nicht alle Festplatten dabei verwendet wurden – können die restlichen Festplatten nicht mehr als externe Festplatten verwendet werden, bzw. umgekehrt, wenn eine Festplatte als externe Festplatte in Verwendung ist, kann keine RAID-Gruppe / Speicherpool erstellt werden ohne dass alle externen Festplatten gelöscht werden.


Eine weitere Einschränkung von Ella ist, dass auf dessen Festplatten kein System-Volume erstellt werden kann.


12 Meldung Static Erweiterung.png


Für mich könnte dies auch die Erklärung sein, wieso keine RAID-Gruppe bzw. Speicherpool über beide Geräte erstellt werden kann. Macht einfach Sinn.


Kleine Randbemerkung für experimentierfreudige:

Während beim Erstellen von RAID-Gruppen / Speicherpools mit RAID1, RAID5, RAID6 etc. immer ein Resyncing erfolgt, was bei Quendolin und Ella mit 8 TB jeweils so um die 11,5 Stunden dauerte, wird ein JBOD Verbund sofort erstellt, ohne Resyncing. Das Gleiche trifft natürlich für Einzelfestplatten zu. Zum Experimentieren kann dies durchaus ein Zeitvorteil sein. Dies hat für alle NAS-Modelle und Erweiterungsgehäuse seine Gültigkeit.

Dafür macht es kaum einen Unterschied, ob das NAS und Erweiterungsgehäuse mehrere RAID-Gruppen gleichzeitig erstellen muss, denn die Ressourcenauslastung ist nur minimal.



Für das schnelle Resyncing natürlich nicht vergessen wiederum auf hohe Priorität zustellen.


Und da ich schon mal dabei war, wollte ich das Verhalten von Ella bei einer Migration von RAID1 auf RAID5 testen. Dies ist genauso wie bei einem normalen NAS möglich.

Allerdings ist die Geschwindigkeit bei weitem nicht so hoch wie beim Erstellen und Resyncing eines neuen RAID5. Mit um die 74 MB/s (trotz hoher Priorität) war die geschätzte Dauer bis Ende der Migration knapp 29 Stunden.


15 Migration RAID1 zu 5.png


Auch die CPU-Auslastung war mit 35 – 40 % viel höher als bei einem Resyncing. Im Gegensatz zu einem Resyncing ist die Geräuschentwicklung der Festplatten ziemlich intensiv. Dafür würden die Daten erhalten bleiben. Leider habe ich hier keine Vergleichsmöglichkeit zu Quendolin, da eine Migration von RAID1 auf RAID5 mit den 2 Festplatten vom TS-253D natürlich nicht möglich ist.


Da ich keinen Tag in die Migration des RAID5 investieren wollte, habe ich die Migration abgebrochen. Dies geht jedoch nicht direkt. Einen Abbrechen-Button sucht man hier vergeblich. Aber durch das Entfernen des Speicherpools lässt sich die Aktion abbrechen.


!!! ACHTUNG – WICHTIG !!!

Sämtliche Daten gehen durch so eine Aktion verloren. Bei einem Testsystem keine Sache. Mit einem produktiven System mit produktiven Daten sollte man solche Spielereien besser nicht machen. Erst recht nicht wenn die Daten nicht gesichert sind.



6. Zwischenfazit


Auch weiterhin gibt es nicht wirklich etwas zu beanstanden. Ella (alias TL-D400S), Quendolin (alias TS-253D) und die IronWolf Festplatten sind ein wirklich gutes Gespann und machen richtig Laune. Das Konzept mit der Erweiterungskarte mit SFF-8088 Hostschnittstelle und SATA-Durchreichung für Ella finde ich richtig gelungen. Auch wenn dies keine Erfindung von QNAP ist, finde ich die Anwendung in diesem Segment als nicht alltäglich, aber passend und zweckdienlich und dies für kleinen Preis. Leider habe ich keine Vergleichserfahrungen mit anderen Erweiterungsgehäuse wie z.B. solchen mit USB-Schnittstelle.


Weiter geht es mit Teil 4. :)

Kommentare 2

  • Wieder guter Bericht mit interessanten Neuigkeiten (insbesondere hinsichtlich nicht so offensichtlicher Einschränkungen). In den Produktbeschreibungen kommt meiner Erinnerung nach nur ein Teil davon vor.

    QNAP
    JBOD-Gehäuse können nicht mit mehr als einem Host gleichzeitig
    verbunden werden
    .

    Vielleicht kann jemand mit mehr Erfahrung mit solchen externen Speichergehäusen mit SFF-8088-Anbindung kommentieren, ob diese Einschränkung QNAP-spezifisch ist oder generell, und ob diese Einschränkung nur für eine JBOD-Konfiguration gilt oder auch für eine Konfiguration mit Einzeldisks oder RAID gleichermaßen. Beim Modell TL-D400S stellt sich die Frage weniger, aber bei den größeren Modellen mit LCD-Display durchaus.


    Anders ausgedrückt hat QNAP eine direkte Zuordnung zwischen Kanälen und Laufwerksschächten implementiert. Gibt es andere Gehäuse mit gleicher Schnittstelle, bei denen diese Zuordnung konfigurierbar ist, und sich z.B. für High-Availability (HA) -Zwecke nutzen liesse.

    Zitat von Mavalok2

    Oft unterschätzt und vernachlässigt, gerade bei Männern. Denn ein Handbuch ist wie eine Landkarte, das brauchen „richtige“ Männer nicht – um dann vor einer Sackgasse / einem unlösbarem Problem zu stehen. :) Es darf also ohne Bedenken auch mal im Handbuch gelesen werden. Ist keine Schande, gerade bei ungeübten Hobby-Admins. Aber auch den erfahrenen Benutzern – oder die es meinen zu sein – schadet ein Blick auf die „Roten“ und „Gelben“ Bereiche im Handbuch nicht.

    Ich stimme zu, dass in QNAP-Handbüchern durchaus mehr Informationen drin stehen als von so manchem technischen Handbuch zu erwarten, insbesondere für Neueinsteiger in NAS, die nicht gerätespezifisch sind und für Neueinsteiger sinnvolle Hinweise und Vorüberlegungen bieten, im Gegensatz zur Schnellanleitung und Verpackung, die suggerieren, dass es keine Vorüberlegungen brauche, und man einfach schnell loslegen könne. Aber wenn mir Menüpunkte im NAS etwas mißverständlich oder unklar formuliert sind, komme ich oftmals weder mit der Onlinehilfe noch mit dem Benutzerhandbuch weiter, weil meine Fragen nicht beantwortet werden, sondern sich allgemeiner auf die Benutzeroberfläche beschränken, wenn ich gerade einen Zusammenhang zur Auswirkung auf die Funktionalität einer Option wissen möchte.

    Zitat von Mavalok2

    Bei dessen Erfindung hat wohl kaum jemand an 8 TB Festplatten gedacht.

    Und ich dachte, dass den Erfindern damals Festplatten jenseits von 160 GB unvorstellbar groß erschienen.

    • Zitat von chef1

      Wieder guter Bericht mit interessanten Neuigkeiten (insbesondere hinsichtlich nicht so offensichtlicher Einschränkungen). In den Produktbeschreibungen kommt meiner Erinnerung nach nur ein Teil davon vor.

      Danke. Das ist schließlich Sinn und Zweck eines Testberichts, nämlich nicht so offensichtliche Dinge an den Tag zu befördern, abseits der Hochglanzprospekte.