IT-Geschichten - WLAN Strahlen aus der Zukunft?

00 Titel.jpgAuf Grund eines Berichtes über Strahlung, den ich gelesen habe, ist mir eine alte Geschichte aus dem IT-Support wieder eingefallen. Die will ich Euch natürlich nicht vorenthalten.



Vor etlichen Jahren, oder schon eher Jahrzehnten, so genau weiß ich dies auch nicht mehr, aber auf jeden Fall ist es schon eine Weile her, wurde in unserer Firma das erste WLAN / Wifi-Netzwerk aufgebaut (ja, gab irgendwann mal eine Zeit vor und ohne WLAN). Wobei „wurde aufgebaut“ bedeutetet, dass meinereiner sich dafür verantwortlich zeichnete. Wie so oft bei neuen Technologien die in das Alltagsleben eines Betriebes / Firma Einzug halten soll, ist die Skepsis in Bezug auf Nutzen und Kosten bei den Chefs mehr oder weniger groß – im Fall von der Firma in der ich arbeite eher immer groß.

Somit standen dem Projekt natürlich kaum Ressourcen zur Verfügung. Das Ganze sollte am besten nichts kosten. Für die üblichen in der Firma verwendeten WLAN-Access-Points (AP) stand kein Geld zur Verfügung. Somit nichts mit dezenten an der Decke oder Wand montierten APs. Also gab es APs mit den „schönen“ und unübersehbaren „Fühlern“, auch als Antennen bekannt. Die gab es damals mit ein, zwei oder gar drei oder mehr Antennen. Weiß jetzt gar nicht mehr, wie viele die unseren hatten, ich meinte drei Antennen. Auf jeden Fall waren die APs mehr als gut als WLAN-Access-Points zu erkennen, auch für den Laien.

Gut, für die Decken- und Wand-Montage wären an diesen Stellen die entsprechenden Netzwerkanschlüsse notwendig gewesen. Damit nicht auch noch ein Stromanschluss notwendig geworden wäre, hätte es auch PoE (Power over Ethernet – also Stromversorgung über das Netzwerkkabel) gebraucht. Das konnten damals unsere Switches natürlich auch noch nicht. Neue Switches kosten wieder Geld. Klar dass dies keine Option war.

Also hieß es arbeiten mit dem was vorhanden ist. Weiß jetzt nicht mehr so genau, ob das eine oder andere Kabel dann doch noch vom Elektriker eingezogen werden musst. Aber auf jeden Fall hat so jeder mitbekommen was vor sich ging und die APs waren gut sichtbar.


Man muss vielleicht noch dazu erwähnen, dass wir damals wie heute keine APs direkt in den Arbeitsräumen / Büros der Mitarbeiter haben und hatten. Die sind allesamt in Nebenräumen wie Druckerraum, Sitzungszimmer, Pausenraum etc., dort wo sich die Leute nicht so lange aufhalten, zumindest nicht so lange aufhalten sollten. Also beim Pausenraum bin ich mir da nicht ganz so sicher. Bei manchem könnte man meinen, der verbringt dort mehr Zeit als in seinem eigenen Büro. :evil:


Wie dem aus sei, irgendwann ging es dann an die Umsetzung. Aber wie es nun mal so ist, mitten in der Arbeit war dann ein anderes Projekt wichtiger. Die APs waren aufgestellt, verkabelt, aber allesamt weder in Betrieb genommen noch überhaupt unter Strom gesetzt. Dazu bin ich noch nicht gekommen. Sie standen alle an ihrem Bestimmungsort, dank der schönen unübersehbaren Fühler auch für alle als solches erkennbar.

Das andere, oder besser gesagt die anderen Projekte, zogen sich etwas, so dass ich seit Wochen nicht zum Weiterarbeiten am WLAN-Projekt kam und so die APs nur da standen.


Eines Tages kommt eine Mitarbeiterin auf mich zu:

Mitarbeiterin: „Das mit den WLAN-Geräten ist keine gute Sache.“

Ich: „?“

Mitarbeiterin: „Seit die Geräte hier sind habe ich Kopfschmerzen.“

Ich: „Äh,?“

Mitarbeiterin: „Die Strahlung, welche die Geräte ausstrahlen tun mir gar nicht gut.“

Ich: „Hmm,?“

Mitarbeiterin: „Kannst Dir sicher vorstellen, dass dies nicht so angenehm ist.“

Ich: „Äh, sicher. Das Problem ist nur, dass die Geräte noch gar nicht eingeschaltet sind. Bin noch nicht dazu gekommen. Die können ohne Strom gar keine Strahlung aussenden.“


Na da hatte ich wohl mal wieder Glück. Damals war und konnte man nicht wirklich nachweisen, was und ob die Strahlung irgendetwas bewirkt oder auch nicht. Selbst heute gehen die Meinungen ja immer noch etwas auseinander. Hier hätte das Projekt WLAN-Netzwerk unter Umständen schon beendet sein können, bevor es überhaupt los ging.

Meinereiner ist ja kein Mediziner. Trotzdem berücksichtigte ich natürlich das Wohl der Mitarbeiter so gut es eben geht. Deshalb ist die Sendeleistung der APs bei uns auch immer schon auf niedriger Stufe eingestellt. Lieber den einen oder anderen AP mehr und dafür nicht mit voller Sendeleistung in den Äther schreien. Dazu kommt, dass die Nachbarn nicht mit WLANs zugemüllt werden sollen. Leider beherzigen dies die wenigsten und lassen ihre APs mit voller Sendeleistung herumschreien. Denn schließlich: Viel hilft immer viel. Bin immer wieder überrascht, dass ich gelegentlich das WLAN eines Nachbarn 3 Häuser weiter aufschnappe. Über so etwas freuen sich die WLAN Hacker natürlich auch.


Inzwischen sind die Fühler-APs unscheinbaren Boxen – ohne Fühler – mit PoE gewichen. Das WLAN-Netzwerk will inzwischen niemand mehr missen. Die Mitarbeiterin arbeitet übrigens immer noch in unserer Firma und erfreut sich bester Gesundheit. Worin der Grund der Kopfschmerzen nun wirklich lagen, habe ich nie erfahren. Möglicherweise die zukünftigen Strahlen der WLAN-APs, die WLAN Strahlen aus der Zukunft. ;)

Kommentare 7

  • Sowas hatte ich vor vielen Jahren mal als Nachbarin. Das war zu der Zeit, als 486er noch hochmoderne Rechner waren, CB-Funk ein angesagtes Kommunikationsmittel war und man Filme noch als VHS-Kassette konsumierte. Und besagte Dame im Rentenalter fiel auf jedes Revolverblatt rein, dass ihr was von schädlichen Strahlungen durch CB-Funk, Mikrowellen, Computer usw vorbetete. Sprich: jedesmal wenn sie erfuhr, dass wir sowas angeschafft hatten. behauptete sie, dass es ihr gesundheitlich viel schlechter ginge, seitdem wir die entsprechenden Geräte hätten. Unnötig zu erwähnen, dass das natürlich immer erst ab dem Zeitpunkt war, wo sie die Anschaffung vermutete und angeblich verschwand, wenn sie glaubte, wir hätten die "bösen Strahlungsquellen" wieder abgeschafft. Ihr eigenes Haus war mit irgendwelchen "Magnetfelldecken" ausgestattet, die ihr windige Händler auf Kaffeefahrten angedreht hatten. Auch fanden sich irgendwelche überdimensionalen Salzkristalle in der ganzen Bude, die weißgott was "filtern" sollten. Und natürlich die obligatorischen Magnete an der Wasserleitung, die die "Polarisierung des Wassers" umkehren sollten. Sprich: die Dame war ein williges Opfer für jeden, der die schnelle Mark mit allerlei Humbug machen wollte.

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    • 486er, CB-Funk und VHS muss wirklich was schlimmes gewesen sein, gibt es ja alles inzwischen nicht mehr. :D


      Was Mikrowelle anbelangt: So ein Geräte habe ich allerdings auch nicht. Weniger wegen der Strahlung - die soll bei defekten oder schlecht justierten Geräten tatsächlich nicht so gesund sein - sondern weil ich erwärmte Nahrung daraus nur schrecklich finde. Das schmeckt ganz anders als auf dem Herd, Backofen oder Grill gemacht.

  • Solche und ähnliche Stories gibt es ja schon seit Jahren. :)

    Link von Mimikama: Sendemasten und Kopfschmerzen

    • Ja, der ist auch nicht schlecht.


      Will ja nicht beschreiten, dass Funkstrahlung auch krank machen kann, aber man sollte zumindest warten bis die Strahler eingeschaltet sind. :)

  • Bei meinem vorletzten Arbeitgeber gab's die Diskussion auch. Wir haben das dann so gelöst, dass wir per Infomail alle "elektrosensiblen" Mitarbeiter aufgefordert haben sich bei uns melden, damit wir entsprechende Maßnahmen zur Strahlungsreduktion ergreifen können, als da wären: kabellose Tastaturen, Mäuse und Headsets durch solche mit Kabel ersetzen, Handyverbot im betreffenden Büro, Aussparung des Büros in der WLAN-Abdeckung ... Es hat sich nie jemand gemeldet.

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    • Ich vermute, da hätte das Handyverbot schon ausgereicht. Dabei strahlt ein Handy am Ohr bei weitem mehr als ein WLAN-AP oder ein Handy-Sendemasten. Aber ab diesem Punkt scheint dann die Gesundheit nicht mehr so eine Rolle zu spielen, dass man aufs Handy verzichten will.

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    • Zitat

      Das andere, oder besser gesagt die anderen Projekte, zogen sich etwas, so dass ich seit Wochen nicht zum Weiterarbeiten am WLAN-Projekt kam und so die APs nur da standen.

      Oder einfach nur

      Zitat

      Bei manchem könnte man meinen, der verbringt dort mehr Zeit als in seinem eigenen Büro. :evil:

      :evil::evil::evil::evil:?