NAS- oder Desktop-Festplatten für mein NAS?

Häufig wird im Forum über den Einsatz von Desktop-Platten in NAS-System diskutiert. Müssen es wirklich immer NAS Festplatten sein oder handelt es sich hier nur um einen Marketingtrick der Festplattenindustrie? Dieser Beitrag versucht ein wenig Licht ins Dunkle zu bringen.


Früher war (scheinbar) alles besser. Denn damals waren neben Server/Enterprise-Festplatten auch Desktop-Festplatten auf QNAPs Kompatibilitätslisten zu finden. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es mit den einfachen Platten auch keine Probleme gab. Aber fassen wir einmal zusammen, über welche Feature im Vergleich Desktop / NAS-Festplatte heute gesprochen wird:


1. 24/7 Tauglichkeit und damit eine größere mittlere Betriebsdauer (MTBF) von NAS Festplatten

Um eine größere MTBF zu erreichen, werden in erster Linie größere Ansprüche an die Mechanik der Festplatten gestellt. Das lässt sich nur durch hochwertigere Komponenten erreichen, die damit auch einen höheren Preis rechtfertigen.


2. Erweiterte Garantiezeiten

Mit steigender MTBF geben die Hersteller meistens auch über den gesetzlichen Rahmen hinausreichende Garantiezeiten.


3. Erweiterte Firmware zur Stabilisierung von Raid-Verbunden

Ich mach es mir hier mit einem weiteren Zitiat einfach. Ähnliche Erklärungen findet man z.B. auch bei der c't.


Durch die angepasste Firmware können die Festplatten zudem besser mit dem Raid-Controller / Software-Raid kommunizieren. Dies äußert sich in einer höheren Stabilität des Raid-Verbunds. Seagate nennt dieses Feature ERC (Error Recovery Control). Dieses Feature sorgt in einem Raid-Verbund dafür, dass nach einem Lese- oder Schreibfehler die Festplatte nicht nach einer kurzen Zeit aus dem Raid-Verbund entfernt wird. Auch Western Digital Festplatten der NAS / Enterprise Serie unterstützen diese Funktionalität, dort heißt die Funktion allerdings TLER was für Time Limited Error Recovery steht. HGST (Hitachi) nennt das Feature wiederum CCTL (Command Completion Time Limit). Auch wenn dieses Raid-Feature bei allen Herstellen anders heißt, ist es in der Funktionsweise identisch.


4. Vibrationssensoren zur Unterdrückung von Schwingungen in Systemen mit größeren Raid-Verbunden (> 8F Ps)

Dieses Feature haben aber nicht alle Nas Festplatten sondern nur exklusivere Serien. Es ist der Tatsache geschuldet, dass die Hersteller in den Konsumer NAS-Systemen aus Kostengründen keine mechanische Schwingungsentkopplung der Festplatten zum Gehäuse vornehmen. So können sich Schwingungen im NAS-System ungünstig aufbauen und zu Lese- Schreib- und Positionierungsfehler der Festplatten führen. Vibrationssensoren können dieses Aufschwingverhalten detektieren. Das alleine hilft aber nicht weiter. Die Firmware muss jetzt den Zugriffsrythmus, die Drehzahl des Plattenstapels ändern. Ich habe auf einem Fachvortrag mal versucht herauszubekommen, was dann genau passiert. Das ist natürlich "Geheimsache", allerdings wurde mir in einem nicht widersprochen: Wenn sich ein Raid-Verbund so aufschwingt, dass die Firmware darauf reagieren muss, wird sich das negativ auf die Perfomance des Systems auswirken. Schlussendlich ist es also doch sinnvoller sein System mechanisch zu entkoppeln.


Mein Fazit

Als Statische Volumen habe ich noch Desktop-Platten in NAS-Systemen laufen. Die bereiten auch heute dort keine Probleme. Im Bereich von Raid-Verbunden setze ich NAS-Platten ein. Beim Neukauf würde ich mich nur noch für NAS-Platten entscheiden. Die sind zwar etwas teurer, rechtfertigen wegen der größeren MTBF und die erweiterten Garantiebedingungen ihren Preis. Es zählt auch ein weiteres Argument: QNAP leistet keinen Hilfeservice für Komponenten die nicht auf der Kompatibilitätsliste stehen.


Ein Wort zu den Statistiken zu Blackblaze

Sicherlich ist es interessant dort zu schauen, wie die unterschiedlichen Festplattentypen/Hersteller abschneiden. Blackblaze setzt auch in ihrem Datencenter Desktop-Festplatten ein. So wie ich es verstanden habe, arbeiten sie aber nicht mit Standard-Raid-Systemen wie sie z.B. auch in den QNAPs eingesetzt werden, sondern mit einem eigenen Software-System.

Kommentare 12

  • Habe auch nicht verstanden, was Du mit Server- und was mit Enterprise-Festplatten meinst, ähnlich kemal. Meinst Du damit diese lauten Dinger mit SAS-Schnittstelle, 10k-15k Umdrehungen pro Minute und mehr Bauhöhe bzw. Scheiben im Festplattengehäuse? Und sind für die Server- und Enterprise-Festplatten Synonyme, oder unterscheiden sich worin?


    Vorausgehender Absatz ist ja nicht wesentlich für diesen Artikel. Denn darin geht es um den Vergleich zwischen Desktop-Festplatten und NAS-Festplatten. Und von denen vertragen m.W. die QNAP NAS auch nicht alle Arten von NAS-Festplatten.


    Hatte im Artikel weitere Unterschiede vermisst zwischen Desktop-Festplatten und NAS-Festplatten: M.W. müssen Desktop-Festplatten mit häufigeren Ein- und Ausschaltvorgängen zurecht kommen, während bei NAS-Festplatten dabei eher Kompromisse eingegangen werden dürfen. Ferner sind NAS für eine höhere Packungsdichte an Festplatten konzipiert (ähnlich wie so mancher Server). Daher sollten NAS-Festplatten auch mit höheren Betriebstemperaturen zurecht kommen als Desktop-Festplatten, und umgekehrt bessere NAS-Systeme nicht nur Kühlmöglichkeiten für das System, CPU, Hauptspeicher und Chipsatz vorsehen, sondern auch für die Festplatten. Bei den Systemen sind entsprechend nicht nur Kühlmöglichkeiten sondern auch Temperatursensoren wichtig.

  • Ich habe den Beitrag erst heute gelesen und ein paar Fragen dazu:


    Server- vs. Desktop-HDDs, keine Frage im NAS, da kommen nur Server-Platten in Frage. Kleines (oder doch größeres) ABER:

    1. Bei uns in der Firma habe ich ein Synology (OK, sorry for that) mit 2x3 TB WD RED (also dedizierte Serverplatten) seit Januar 2016 im Einsatz. Seither 2 Bad Sectors auf HDD1 und 1 Bad Sector auf HDD2 --> Synology jault laut. MTBF sollte bei beiden Platten >30.000 Stunden sein. Sind bei knapp 21.000 Stunden - also was jetzt, Server-Platten sind so viel ausfallssicherer? Und haben weniger Fehler? Meine uralte Seagate Desktop-Platte läuft seit 2001 und hat keine Bad sectors, auch wenn sie nicht 24/7 in Betrieb ist... aber jeden Tag aufgedreht wird.


    2. Daheim, QNAP TS-251, drin ist eine Seagate Ironwolf 3 TB, seit Mitte 2017. (ja, ich weiß, RAID und so, Sicherheit und so, jeden Tag wird automatisch ein externes Backup gemacht, also: ICH WEISS es, ja, und darum dazu bitte keine Meldungen, Danke!).

    2. a. Ironwolf = Server-Platte, MTBF keine Ahnung, aber laut Seagate "High Performance, high reliability". In Betrieb seit 595 Tagen und 12 Stunden. Seit 6 Monaten 1 bad sector --> QNAP jault laut. Server-Platte viel ausfallssicherer? Und haben weniger Fehler? (Kopiere Meldung von alter Desktop-Platte von oben)


    2. b. QNAP und Ironwolf: Neues Feature bei QNAP - "Ironwolf Health Management". Meldung: "Dieser Datenträger unterstützt Ironwolf Health Management nicht". Aha, interessant, warum hab ich dann eine Ironwolf, wenn entweder QNAP oder Seagate das nicht kann?


    Bitte um Aufklärung, was es da haben könnte...

    • Deine Fragen kannst du bezüglich der "fehlerhaften" Festplatten an die jeweiligen Hersteller richten und bezüglich des Ironwolf Health Managements an QNAP.


      WD-Red und die IronWolf würde ich aber nicht Server-FPs nennen, davon sind sie wirklich weit entfernt. Neben der MTBF gibt es allerdings weitere Parameter, welche wohl auf den Verschleiß Einfluss haben. Z.B die Workload-Rate, Lade-Entladezyklen, ...


      Vielleicht hilft eine genauere Analyse der SMART Daten.

    • Ah? Sorry, wenn ich jetzt wirklich blöd frage, wenn das Deiner Meinung nach keine Server-FPS sind, aber warum verkaufen dann sowohl WD als auch Seagate die HDDs als Server-Festplatten bzw. warum sind die beiden Serien der Platten (ich hab die S/Ns natürlich grad nicht greifbar) dann SOWOHL bei QNAP als auch bei Synology als für ihre NAS geeignet gekennzeichnet? Nach diesen Kriterien hab ich die Teile nämlich gekauft, also fühle ich mich jetzt gerade von 2 NAS-Herstellern und 2 HDD-Herstellern verarscht.


      Dann kann ich doch wirklich auch gleich eine WD3240 aus 1999 reinhängen und mich dann aufregen, dass die nicht funktioniert, wie ich das möchte.


      Was ist denn Deiner Meinung nach eine Server-Festplatte? Danke im Voraus für die Aufklärung! ;)

    • Du fragst tatsächlich blöd: WD verkauft die Red-Serie nicht als Server- sondern als NAS-Festplatten. Vielleicht liest du dich erst einmal vernünftig ein, bevor du versuchst "den Schlaui" raushängen zu lassen.


      Im übrigen liegt es mir fern eine Lanze für die Festplatten-Hersteller zu brechen oder diese in irgendeiner Weise zu verteidigen. Aber noch einmal: Wenn du etwas an deinen Platten zu kritisieren hast, dann wende dich an die jeweiligen Hersteller.

    • Na, dann sollten sie ja im NAS auch ordentlich funktionieren, oder die Serie hat was, das kann natürlich immer passieren.


      Und ich hab Dich was gefragt, und nicht "den Schlaui" raushängen lassen... und ehrlich gesagt, keine SO pampige Antwort sondern Aufklärung erwartet... ☹

    • ... und ich habe dir bereits in meiner ersten Antwort geschrieben, dass du dich bezüglich deiner Probleme um Aufklärung bei den Herstellern bemühen kannst. Das schreibe ich dir nun zum 3. Male.

  • Ich weiß, das ist sicherlich nicht repräsentativ aber ich hatte mir seinerzeit zu Hause ein NAS hingestellt mit mit 2 x 3 TB Seagate Barracuda, also Desktop-Platten. Fast zeitgleich bzw. sogar etwas später haben wir in der Firma ein NAS aufgebaut mit 2 x 2 TB WD Red Platten. Als ich voriges Jahr aus der Firma ausschied, war in dem Firmen-NAS schon der dritte Satz Platten drin. In meinem NAS zu Hause sind noch die ersten Platten, Zustand: gut. Unterschied allerdings, das NAS zu Hause wurde täglich ein- und ausgeschaltet, das in der Firma lief durch. Schreib- und Lesevorgänge waren zu Hause allerdings mehr.


    Bei meinem aktuellen NAS 4 x 8 TB im Raid 5 habe ich mich dann allerdings auch für NAS-Platten entschieden.

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    • Ich hatte damals in meinem Netgear NV+ (mein 1. NAS) 4x 500 GB Samsung Desktop-HDDs verbaut.

      Liefen 7 Jahre im Schnitt 10-12h täglich, jeden Abend Shutdown und morgens wieder los.

      Alle SMART-Werte gut, keinerlei Probleme.


      Sind heute noch in der Kiste eingebaut, aber ich habe da seit Jahren nicht mehr den Power-Button gedrückt...


      In allen neueren NAS laufen WD Red bzw. neuerdings auch IronWolf (war überrascht, wie schwer die sind!).

      Auch da bisher keinerlei Probleme - auch mit teils 7-8 Jahren tägl. Nutzung.


      ...da mache ich mir teils mehr Sorgen, dass die Hardware mal ausfallen könnte...


      Da hatte ich auch schonmal nen Ausfall: Das unsägliche TS-212 (warum auch immer ich mir das gekauft aka angetan hatte) fiel erst teilweise, dann komplett aus. Ursache: Ext. Netzteil hinüber. Gibt's extra hierfür vom Drittanbieter ab 16,99 €... würde ich mir auch bestellen, wenn das NAS nicht so unsäglich wäre... vllt. doch mal noch als RAID1-Remote-Backup an anderem Standort. Sicherung via Internet sollte es ggf. noch hinbekommen, wenn alles andere deaktiviert ist.

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    • Meine Erfahrungen in dem Zeitraum bevor es die Nas-FPs zu kaufen gab waren ähnlich denen von Horst. Für ein Büro Nas als Datenspeicher wurden 2 Server-NAS (24/7) Platten gekauft, die im Raid 1 betrieben worden sind. Nach knapp 2 oder 3 Jahren ist die erste von beiden ausgefallen. Mag Zufall sein, es waren auch welche von Seagate. Ansonsten, toi, toi,toi, sind mir in den NAS Systemen noch keine Platten abgeraucht. Die laufen bei mir in der Regel 24/7 und ohne FP-Shutdown. Samsung, Seagate und WD quer gemischt.