
[PROLOG]
NAS defekt und kein Backup vorhanden? Eigentlich müsste man jetzt sagen „Pech gehabt“.
Aber wollen wir mal nicht so sein, denn es besteht Hoffnung auch ohne QNAP noch an die Daten zu kommen, zumindest wenn es sich um ein statisches Volume handelt, bei Thin und Thick Volumes ist dies nach meinem heutigen Kenntnisstand tatsächlich nicht möglich. Im Nachfolgenden beschreibe ich das Vorgehen, wie man bei einem statischen Volume auf einem Einzeldatenträger eines CAT 2 NAS auch ohne QNAP NAS auf die Daten zugreifen kann.
[VORBEREITUNG]
Wir brauchen ein Linux-System und die Möglichkeit den QNAP-Datenträger daran anzuschließen, das war es eigentlich schon.
Da ich das in einer Linux VM mache, bediene ich mich noch den Tools „Putty“ für den CLI Zugriff über SSH und „WinSCP“ um komfortabel auf die Daten zugreifen zu können.
Das System wird mit dem angeschlossenen QNAP-Datenträger gestartet und eine SSH Session geöffnet, dann geht es los.
[DURCHFÜHRUNG]
Falls nicht bereits vorhanden muss zunächst der Logical Volume Manager installiert werden:
apt-get install lvm2
Dann werfen wir einen Blick auf die Datenträger und suchen anhand der Kapazität heraus, was die für uns relevanten Geräte sind. Ich habe hier eine 120GB SSD mit einem 100GB Volume für die Nutzdaten.
root@DebianVM:~# fdisk -l
Disk /dev/vda: 50 GiB, 53687091200 bytes, 104857600 sectors
Units: sectors of 1 * 512 = 512 bytes
Sector size (logical/physical): 512 bytes / 512 bytes
I/O size (minimum/optimal): 512 bytes / 512 bytes
Disklabel type: dos
Disk identifier: 0x9eb6fba8
Device Boot Start End Sectors Size Id Type
/dev/vda1 * 2048 102856703 102854656 49G 83 Linux
/dev/vda2 102858750 104855551 1996802 975M 5 Extended
/dev/vda5 102858752 104855551 1996800 975M 82 Linux swap / Solaris
Disk /dev/sda: 111.8 GiB, 120040980480 bytes, 234455040 sectors
Disk model: 20G2G0A-00JH30
Units: sectors of 1 * 512 = 512 bytes
Sector size (logical/physical): 512 bytes / 4096 bytes
I/O size (minimum/optimal): 4096 bytes / 4096 bytes
Disklabel type: gpt
Disk identifier: 9D6FF990-DDE9-483E-AD61-C7C702008878
Device Start End Sectors Size Type
/dev/sda1 40 1060289 1060250 517.7M Microsoft basic data
/dev/sda2 1060296 2120579 1060284 517.7M Microsoft basic data
/dev/sda3 2120584 216668654 214548071 102.3G Microsoft basic data ## <<< gewünschtes Volume
/dev/sda4 216668656 217728944 1060289 517.7M Microsoft basic data
/dev/sda5 217728952 234436544 16707593 8G Microsoft basic data
Disk /dev/md126: 7.9 GiB, 8482521088 bytes, 16567424 sectors
Units: sectors of 1 * 512 = 512 bytes
Sector size (logical/physical): 512 bytes / 4096 bytes
I/O size (minimum/optimal): 4096 bytes / 4096 bytes
Disk /dev/md125: 102.3 GiB, 109848494080 bytes, 214547840 sectors ## <<< gewünschtes Array auf dem das Volume liegt
Units: sectors of 1 * 512 = 512 bytes
Sector size (logical/physical): 512 bytes / 4096 bytes
I/O size (minimum/optimal): 4096 bytes / 4096 bytes
Alles anzeigen
Dann wird das Array mit unserem Volume gestoppt…
root@DebianVM:~# mdadm --stop /dev/md125
… und wir erstellen ein Neues, hier mit der Nummer 99 (diese darf nicht bereits existieren).
root@DebianVM:~# mdadm --assemble /dev/md99 /dev/sda3
Nun werfen wir einen Blick in die Volumes welche LVM-verwaltet sind und schauen wieder anhand der Kapazität, was unsere Volume Group (VG) und unser Volume (LV) ist.
root@DebianVM:~# lvs
WARNING: PV /dev/md99 in VG vg288 is using an old PV header, modify the VG to update.
LV VG Attr LSize Pool Origin Data% Meta% Move Log Cpy%Sync Convert
lv2 vg288 -wi------- 101.25g ## <<< Gewünschte Volume Group vg288 mit gewünschtem Volume lv2
lv546 vg288 -wi------- 1.05g
Das wird nun gemountet…
root@DebianVM:~# mkdir /test
root@DebianVM:~# mount /dev/vg288/lv2 /test
… und nach einem Wechsel in das Verzeichnis sehen wir auch schon den Inhalt. In diesem Beispiel habe ich nur schnell eine Datei „Test.txt“ dort gespeichert…
root@DebianVM:~# cd ..
root@DebianVM:/# cd test
root@DebianVM:/test# ls -all
total 40
drwxrwxrwx 4 root root 4096 Aug 17 12:01 .
drwxr-xr-x 19 root root 4096 Jul 22 06:24 ..
-rw------- 1 root root 6144 Aug 17 12:00 aquota.user
drwx------ 2 root root 16384 Aug 17 12:00 lost+found
-rw-r--r-- 1 root root 29 Aug 17 12:00 .qextension
drwxrwxrwx 3 root root 4096 Aug 17 12:03 Test
... den Inhalt kann man sich nun bequem mit WinSCP herunterladen.
[EPILOG]
Trotz LVM ist es also nicht schwer, auch an die Daten eines CAT 2 NAS zu kommen. Die Testdatei wurde auf einem TVS-463 unter QTS 5.0.0 erstellt. Ob und wie das mit einem RAID möglich ist, schaue ich mir wann anders an, für heute habe ich genug von Computerkram, das Wetter draußen ist sonnig und warm und im Kühlschrank stehen Kaltgetränke bereit. Cheers!
Kommentare 5
Mavalok2
Schätze, all zu viele werden wohl ihr neues NAS nicht mehr mit statischen Volumes betreiben, da sehr viele schöne Funktionen verloren gehen.
Selbst meinereiner, als langjähriger Verfechter der "1 NAS, 1 RAID, 1 statisches Volumen" Theorie, habe keine statischen Volumes mehr im Einsatz.
tiermutter Autor
Jap, die statischen Volumes sind aber leider mein einziger Erfolg bisher... An den Thin und Thick bin ich dran, muss aber erstmal lernen wie man Pakete aus Quelltext erstellt, damit ich die in einem Linux einbauen und verwenden kann... Und dann weiß ich immer noch nicht, ob der Plan am Ende aufgeht
Mavalok2
Unterm Strich: Sichern, sicher, sichern. Wer vorher eine gute Backup Strategie hat, der muss hinterher nicht zaubern.
cbronson
LVM mit Thin Provisioning geht mit UFS Explorer Pro
tiermutter Autor
Jo, aber der ist ja nicht gratis und auch nicht günstig