QNAP Disks an anderen Systemen auslesen - Teil 1: Statisches Volume auf Einzeldatenträger

[PROLOG]

NAS defekt und kein Backup vorhanden? Eigentlich müsste man jetzt sagen „Pech gehabt“.

Aber wollen wir mal nicht so sein, denn es besteht Hoffnung auch ohne QNAP noch an die Daten zu kommen, zumindest wenn es sich um ein statisches Volume handelt, bei Thin und Thick Volumes ist dies nach meinem heutigen Kenntnisstand tatsächlich nicht möglich. Im Nachfolgenden beschreibe ich das Vorgehen, wie man bei einem statischen Volume auf einem Einzeldatenträger eines CAT 2 NAS auch ohne QNAP NAS auf die Daten zugreifen kann.


[VORBEREITUNG]

Wir brauchen ein Linux-System und die Möglichkeit den QNAP-Datenträger daran anzuschließen, das war es eigentlich schon.

Da ich das in einer Linux VM mache, bediene ich mich noch den Tools „Putty“ für den CLI Zugriff über SSH und „WinSCP“ um komfortabel auf die Daten zugreifen zu können.


Das System wird mit dem angeschlossenen QNAP-Datenträger gestartet und eine SSH Session geöffnet, dann geht es los.


[DURCHFÜHRUNG]
Falls nicht bereits vorhanden muss zunächst der Logical Volume Manager installiert werden:

apt-get install lvm2


Dann werfen wir einen Blick auf die Datenträger und suchen anhand der Kapazität heraus, was die für uns relevanten Geräte sind. Ich habe hier eine 120GB SSD mit einem 100GB Volume für die Nutzdaten.

root@DebianVM:~# fdisk -l


Dann wird das Array mit unserem Volume gestoppt…

root@DebianVM:~# mdadm --stop /dev/md125

Code
mdadm: stopped /dev/md125


… und wir erstellen ein Neues, hier mit der Nummer 99 (diese darf nicht bereits existieren).

root@DebianVM:~# mdadm --assemble /dev/md99 /dev/sda3

Code
mdadm: /dev/md99 has been started with 1 drive.


Nun werfen wir einen Blick in die Volumes welche LVM-verwaltet sind und schauen wieder anhand der Kapazität, was unsere Volume Group (VG) und unser Volume (LV) ist.

root@DebianVM:~# lvs

Code
  WARNING: PV /dev/md99 in VG vg288 is using an old PV header, modify the VG to update.
  LV    VG    Attr       LSize   Pool Origin Data%  Meta%  Move Log Cpy%Sync Convert
  lv2   vg288 -wi------- 101.25g     ## <<< Gewünschte Volume Group vg288 mit gewünschtem Volume lv2
  lv546 vg288 -wi-------   1.05g


Das wird nun gemountet…

root@DebianVM:~# mkdir /test

root@DebianVM:~# mount /dev/vg288/lv2 /test


… und nach einem Wechsel in das Verzeichnis sehen wir auch schon den Inhalt. In diesem Beispiel habe ich nur schnell eine Datei „Test.txt“ dort gespeichert…

root@DebianVM:~# cd ..

root@DebianVM:/# cd test

root@DebianVM:/test# ls -all

Code
total 40
drwxrwxrwx  4 root root  4096 Aug 17 12:01 .
drwxr-xr-x 19 root root  4096 Jul 22 06:24 ..
-rw-------  1 root root  6144 Aug 17 12:00 aquota.user
drwx------  2 root root 16384 Aug 17 12:00 lost+found
-rw-r--r--  1 root root    29 Aug 17 12:00 .qextension
drwxrwxrwx  3 root root  4096 Aug 17 12:03 Test        

... den Inhalt kann man sich nun bequem mit WinSCP herunterladen.


[EPILOG]

Trotz LVM ist es also nicht schwer, auch an die Daten eines CAT 2 NAS zu kommen. Die Testdatei wurde auf einem TVS-463 unter QTS 5.0.0 erstellt. Ob und wie das mit einem RAID möglich ist, schaue ich mir wann anders an, für heute habe ich genug von Computerkram, das Wetter draußen ist sonnig und warm und im Kühlschrank stehen Kaltgetränke bereit. Cheers! :beer:

Kommentare 7

  • Tiermutter:

    Meine QNAP läuft mit der Platte hervorragend. Vielleicht war es doch nicht so schlecht, dass ich ein statisches Volumen eingerichtet habe. Aber zur Vorsicht wollte ich nur wissen, ob ich sozusagen mit Linux durch die Hintertür auf die Platte zugreifen kann, wenn ich diese zum Auslesen in meinen Computer einhänge. Und es geht anscheinend. Ein Suse Linux habe ich auf meinem Rechner neben Windows. Bei Sektorfehlern kann es ja vorkommen, dass plötzlich die Zugriffsliste zu den Dateien beschädigt ist und man steht blöd da, weil kein Zugriff auf die Dateien mehr möglich ist. Die Dateien selbst sind noch da, aber die Tabelle ist weg. So etwas hatte ich letztes Jahr bei einer externen 2,5 Zoll-Platte. Zum Glück gibt es Programme, die auch ohne Zuordnungsliste die meisten Dateien wieder hervorzaubern, wenn auch ohne Dateinamen.

  • Schätze, all zu viele werden wohl ihr neues NAS nicht mehr mit statischen Volumes betreiben, da sehr viele schöne Funktionen verloren gehen.


    Selbst meinereiner, als langjähriger Verfechter der "1 NAS, 1 RAID, 1 statisches Volumen" Theorie, habe keine statischen Volumes mehr im Einsatz. :)

    • Jap, die statischen Volumes sind aber leider mein einziger Erfolg bisher... An den Thin und Thick bin ich dran, muss aber erstmal lernen wie man Pakete aus Quelltext erstellt, damit ich die in einem Linux einbauen und verwenden kann... Und dann weiß ich immer noch nicht, ob der Plan am Ende aufgeht X/

    • Unterm Strich: Sichern, sicher, sichern. Wer vorher eine gute Backup Strategie hat, der muss hinterher nicht zaubern.

    • Mavalok2: Das Qnap habe ich mir doch extra zur Sicherung der Rechner in meiner Familie angeschafft. Wie oft soll ich denn noch sichern? Im Augenblick kämpfe ich noch mit der automatischen Sicherung, die Windows10 im Einstellungsmenü zu bieten hat. Jeden Tag sichern ist ja wohl ein wenig übertrieben bei einem Familienrechner. Bei Win7 konnte man wenigstes noch einmal im Monat oder einmal pro Woche sichern. Und dann knallt mir diese Voll-Sicherung jedes Mal unkomprimiert von Neuem 300 GB auf die Platte (jedes Mal immer wieder dieselben Dateien und vielleicht zusätzlich ein paar Änderungen) und blockiert mein WLAN für Stunden. Die Programmierer, die inkrementelles und differentielles Backup und Datenkomprimierung erfunden haben, sind wohl bei Microsoft schon alle in Rente gegangen. Warum haben sie nicht NT-Backup weiter gepflegt? Das hatte alles zu bieten.

  • LVM mit Thin Provisioning geht mit UFS Explorer Pro

    • Jo, aber der ist ja nicht gratis und auch nicht günstig ;)