Hallo zusammen,
einige Zeit ist in's Land gegangen. Inzwischen habe ich das Projekt umgesetzt. Es war am Ende einfacher, als ich vermutet hatte.
Meine Teileliste, wobei ich mir den Verweis auf konkrete Bezugsquellen spare, weil solche Links nur eine geringe Halbwertszeit haben. Wenn ich von Stecker spreche, meine ich die männlichen Kunststoff-Teile. Elektrisch sind die nämlich eigentlich weiblich, deshalb der Hinweis.
- 12V-ATX-Netzteilplatine. Diese gibt es bei den üblichen Verdächtigen wie Amazon, Ali Express, eBay etc. relativ problemlos zu kaufen.
- Wer nicht crimpen möchte:
- 2 x 20-Pol-ATX-Verlängerungskabel für den Anschluss an die Netzteil-Platine und für das Festplatten-Array
- 1 x 24-Pol-ATX-Verlängerungskabel für die Hauptplatine des NAS
- Achtung: Wer sich das Leben einfacher machen möchte achtet darauf, dass die Kabelfarben dem Standard entsprechen. Das ist meistens der Fall, aber nicht immer! Beim 20-Pol-Kabel, das die Platten versorgt, gibt es keinen Standard. Hier sind von QNAP auf einer Seite 10 Masse-Kabel (schwarz) angebracht und gegenüberliegend je fünfmal +12V (gelb) und +5V (rot). Hier muss man dann entweder mit dem Farb-Durcheinander leben oder sich dieses Kabel selbst crimpen. Letzteres habe ich getan.
- Alternativ zu den vorkonfektionierten Kabeln:
- 2 x 20-Pol-Stecker
- 1 x 24-Pol-Stecker
- Crimp-Kontakte
- Kabel. Man benötigt je Kontakt ca. 40cm. Ich habe 1,5-Quadrat-Fahrzeuglitze gekauft, die es bei Amazon sortiert in den verschiedenen Farben gibt. Das war rückblickend etwas großzügig dimensioniert; 0,75mm2 oder 1mm2 tun es hier sicher auch.
- Abisolierzange (Jokari o.ä.)
- Crimpzange. Das war komplizierter als ich dachte, weil es zig verschiedene Zangen gibt und die ATX-Kontakte auf zwei Verschiedenen Radien gleichzeitig gecrimpt werden müssen. Ich habe eine Knipex PreciForce 97 52 34 verwendet.
- Zum Verbinden der Kabel habe ich WAGO-Klemmen verwendet. In der größeren Version für 4mm2 Kabel passen vier Litzen in eine Klemme. Man kann also bis zu 20 Kabel mit einer 5er-Klemme miteinander verbinden. Achtung: Die 4mm2-Klemmen sind nicht der Standard. Hier muss man beim Bestellen aufpassen.
- Kabelbinder
- Isolationsmaterial für die Platine. Hier ist Kreativität gefragt.
Der Aufbau ist relativ einfach.
Von den vorkonfektionierten Kabeln habe ich die Buchsen abgeschnitten und die Enden abisoliert. Das eine 20-Pol-Kabel für die Festplatten habe ich der Ordnung halber (Farben) selbst hergestellt. D.h. Kabel ablängen, abisolieren, crimpen. Verwendet man Wago-Klemmen isoliert man üblicher Weise 12mm ab. Beim Crimpen der Kontakte muss man aufpassen, dass man die beiden senkrecht in die höhe stehenden Metallfähnchen (Steckerseitig) nicht mit crimpt. Diese müssen sich also außerhalb der Zange befinden. Sie dienen im Stecker dazu, dass der Kontakt nicht durch den Stecker durchgeschoben werden kann. Also zusammen mit dem einrastenden Zug-Stoppern der Verriegelung.
Die von mir gewählte ATX-Wandler-Platine hat zusätzlich zur 20-Pol-ATX-Buchse noch eine separate 4-Pol-Buchse für zusätzliche 2 x Masse und 2 x 12V. Es ist NICHT eine einfache Erweiterung auf 24-Pol-ATX, wie es den Anschein hat. Die Buchse ist physisch etwas abgesetzt und um 180 Grad gedreht. Hier muss man also etwas aufpassen. Ich habe das passende Kabel für diese 4-Pol-Buchse verwendet, das bei der Platine dabei war, um die 12V-Schiene zu verstärken.
Ich bin aber überzeugt davon, dass das nicht nötig ist. Das QNAP zieht mit zwei Festplatten bei mir 30-40 Watt und ich würde ohne bedenken zur Versorgung nur mit dem arbeiten, was am 20-Pol-Anschluss verfügbar ist. Weil ich das 4-Pol-Kabel schon hatte und mit WAGO-Klemmen gearbeitet habe, habe ich es einfach mit angeklemmt. Bei der ganzen Übung muss man auch bedenken, dass die Versorgung der gesamten Platine (zumindest bei mir) nur über nur vier Käbelchen a 12V erfolgt. Hier muss man also nicht päpstlicher als der Papst sein.
Jetzt habe ich die Kabel wie im Foto gezeigt miteinander "verklemmt". Wie oben schon geschrieben passen bis zu vier Litzen in eine 4mm2 WAGO-Klemme. Ich mag die Klemmen, weil es wenig Aufwand ist, reversibel und elektrisch sicher. Der Klemmendruck ist so hoch, dass man die Kabel nicht (bzw. nur mit viel Gewalt) aus den Klemmen bezogen bekommt. Falls da jemand bedenken hätte. Man muss jetzt nur noch die Kabel den Farben entsprechend zusammensuchen und auf je eine Klemme legen. Alle Farben bis auf Masse passen je in eine 5-Pol-Klemme. Bei der Masse dann einfach zwei 5-Pol-Klemmen nehmen und die von der Platine kommenden Massekabel gleichmäßig verteilen.
Die Tatsache nutzen, dass die Wago-Klemmen für Kontrollzwecke transparent sind! Also nach dem Einstecken der Litzen kontrollieren, dass alle ganz eingeschoben sind.
Zur Zugentlastung und der lieben Ordnung halber habe ich noch Kabelbinder hinter den Klemmen verwendet.
Jetzt muss man das NAS öffnen. Dazu die drei kleinen Philips-Schrauben an der Rückseite entfernen. Anschließend werden die beiden Kabelstränge gelöst, indem man die Kabelbinder abzwickt. Dann die beiden ATX-Stecker abziehen. Mir gefällt, dass man das NAS ohne Probleme wieder in seinen Ursprungszustand zurückversetzen kann, weil bei der Aktion nichts beschädigt wird. Wenn man einmal vom Abzwicken der originalen Kabelbinder absieht und dass die Positionen der Schrauben des Netzteils mit Farbe markiert sind.
Danach dann hinten drei Schrauben am Netzteil lösen und noch einmal die zwei mit Farbe markierten im Gehäuse des NAS. Das Netzteil ist jetzt frei und kann herausgehoben werden.
Das NAS hat im oberen Bereich relativ viel leeren Raum. Der ist eigentlich für Erweiterungskarten gedacht. Da ich nicht vor habe, welche zu nutzen, konnte ich mich hier "ausbreiten". Mit etwas Bastelei bekommt man das sicher auch noch kompakter hin. WAGO-Klemmen kosten Geld und Platz.
Die Netzteil-Platine habe ich mit einem Stück Isoliermaterial für Heizungsrohre gesichert. Sicher nicht das Gelbe vom Ei, aber es reichte für meine Zwecke. Die Platine hat bei mir übrigens keine Wärme entwickelt.
Bei meiner Platine war zur Versorgung ein Hohlstecker (bzw. Buchse...) mit kurzem Kabel dabei. Das habe ich einfach hinten herausgeführt. Auch da wieder: Gewinnt keinen Schönheitspreis, aber tut's.
Als kleinen Hinweis zum Schluss: Die von mir gewählte Platine hat die +12V 1:1 durchgereicht. D.h. bei mir kamen vom Akku 13V, wenn er richtig voll ist auch mal 14V. Das war mir zu heiß, deshalb habe ich noch ein kleines Netzteil vorgeschaltet, was konstant 12V liefert. Das hat dann auch den Vorteil, dass man nicht unbedingt eine 12V-Quelle braucht, sondern je nach vorgelagertem Netzteil auch mehr geht. Es mag auch Platinen geben, die direkt auch die 12V konstant halten -- das wäre natürlich ideal.
Das NAS läuft bei mir jetzt brav am Akku. Dadurch habe ich meine zwei Ziele erreicht: Unterbrechungsfreie Stromversorgung und wenig Wandlungsverluste durch direktes Betreiben an Gleichstrom-Kleinspannung.
Viele Grüße
Jens