Das leise NAS – Wie man die Geräusche eines NAS optimieren kann
Mavalok2
00 Titel.pngDas Thema der Geräuschentwicklung eines NAS kommt hier im Forum immer häufiger zur Sprache, sei es das NAS selbst, die verbauten Festplatten oder andere Komponenten. Es ist scheinbar ein Bedürfnis nach Stille da. Da die NAS Einzug ins heimische Zuhause gefunden haben und nicht immer Platz im Keller oder der Abstellkammer finden, stellt sich deshalb natürlich die berechtigte Frage: „Wie bekommt man das NAS leise.“
In diesem Artikel möchte ich einige Dinge zusammentragen. Vorne weg: Es gibt keinen Schalter oder Einstellung „jetzt NAS lautlos“, auch wenn so ein „Stealth-Modus“ ganz angenehm wäre. Da wird schon etwas mehr vom geneigten NAS-Admin verlangt.
1. Der richtige Standort
Das
Um und Auf ist und bleibt natürlich die richtige Wahl des Standortes
des NAS. NAS
sind eine verkleinerte Version von Servern, wenn
man so will.
Deshalb ist der beste Standort für ein NAS ein eigener
klimatisierter Raum, der Server-Raum. Im Firmenumfeld normalerweise
auch vorhanden, ist dem Firmen-Admin klar, dass das NAS hier zu
stehen kommt
und somit auch niemanden mehr akustisch stört. Im heimischen Umfeld
sucht man meist vergeblich nach einem eigenen Server-Raum. Deshalb
muss man hier auf die Suche nach
der
nächst besseren Alternative gehen. Kleiner Tippe vorne weg: Das
Schlafzimmer ist es nicht.
Am
besten eignet sich ein Raum in dem sich niemand oder nur sehr selten
jemand aufhält. Allerdings muss dieser Raum auch noch zusätzliche
Kriterien erfüllen. Nasszellen und Nassräume (auch
wenn man vom Namen her fast meinen könnte, die werden speziell für
NAS gebaut
Natürlich ist klar, dass nicht allen eben so ein Raum zur Verfügung steht. Wohnraum ist meistens knapp bemessen, gerade in kleinen Wohnungen und Wohngemeinschaften. Oft soll das NAS im Arbeitszimmer stehen oder sogar auch am TV im Wohnzimmer hängen, damit das NAS selbigen mit Multi-Media-Inhalten beschicken kann. Aber auch hier gibt es Alternativen, dass das NAS nicht im Wohnzimmer stehen müsste. Aber mehr dazu später. Ist dies nicht möglich oder will man dies nicht, muss man dafür sorgen, dass das NAS selbst möglichst leise ist.
2. Die Wahl des richtigen NAS
Ist man lärmempfindlich oder will schlichtweg die Geräusche des NAS möglichst nicht hören, ist die Wahl des richtigen NAS schon entscheidend. Denn es gibt von QNAP 3 verschiedene NAS-Formfaktor-Typen, die für den jeweiligen Einsatzort gedacht sind. Das sind:
2.1 Rackmount
(Bildquelle: qnap.com)
Das sind Geräte, die für den Einbau in einen Server-Schrank gedacht sind. Bedingt durch die Bauform sind die hier verbauten Lüfter kleiner. Meist sind auch mehrere Lüfter verbaut. Oft werden hier auch mehrere redundante und belüftete Netzteile verwendet. Dadurch ist hier auch der Lautstärkepegel um einiges größer. Da ein Server-Schrank auch meistens in einem Server-Raum aufgestellt wird, steht hier die Geräuschentwicklung des Gerätes nicht so im Vordergrund.
2.2 Tower / Desktop
(Bildquelle: qnap.com)
Diese Modelle sind zum Aufstellen in einem Gruppen- oder anderen Arbeitsraum gedacht. Sie können natürlich auch in einem Server-Raum Verwendung finden. Hier werden größere Lüfter verwendet, die mit einer niedrigeren Drehzahl fahren und somit auch weniger Lärm erzeugen. Die Netzteile sind oft extern und lüfterlos.
2.3 Set-Top
(Bildquelle: qnap.com)
Diese Geräte sind für den Einsatz im Wohnzimmer oder anderen lärmempfindlichen und sichtbaren Bereiche gedacht. Sie kommen meist komplett ohne Lüfter aus, haben ein kompaktes und optisch ansprechendes Design. OK, Design ist natürlich immer Geschmackssache. Werden hier dann auch noch SSD anstelle von HDD (mechanische Festplatten) verwendet, sind diese Geräte fast komplett lautlos. Es gibt auch Modelle, bei denen ein Einbau von HDD-Festplatten gar nicht mehr möglich ist. Meiner Meinung nach die logische Weiterentwicklung zum kompakten und geräuscharmen NAS.
3. Komponenten
Aber nicht nur das NAS selbst und der Standort haben Einfluss auf den Störfaktor eines NAS. Auch die verwendeten / verbauten Komponenten.
3.1 SSD-Festplatten
Idealer weise werden für die geringe Geräuschentwicklung SSD-Festplatten (Solid-State-Drive oder auch Solid-State-Disk) verwendet, egal ob für die SATA oder M.2 Schnittstelle / Bauform. Diese funktionieren wie ein USB-Stick und beinhalten keinerlei mechanischen Bauteil. Somit sind sie eigentlich geräuschlos.
Der Nachteil ist der hohe Preis. Inzwischen gibt es SSDs mit hohen und sehr hohen Kapazitäten, aber die sind immer noch kaum zu bezahlen.
3.2 HDD-Festplatten
Deshalb werden gerade beim NAS immer noch sehr gerne HDD-Festplatten (Hard-Disk-Drive) verwendet, da sie immer noch den besten Preis pro Speichereinheit bieten. Die bestehen jedoch aus mehreren rotierenden Schreiben mit mechanischen Lese- und Schreibköpfen.
(Bildquelle: pixabay.com)
Die Scheiben rotieren mit 5‘400 oder 7‘200 Umdrehungen pro Minute (rpm - revolutions per minute) mit den in NAS üblicherweise verwendeten Festplatten (NAS-Ausführung z.B Seagate Ironwolf oder Western Digital Red Serien). Enterprise Class Festplatten können noch höhere Umdrehungen haben. Diese Umdrehungen können Vibrationen erzeugen, die sich wiederum auf das Gehäuse und weiter auf den Standgrund des NAS übertragen können. Dies wird dann oft als unangenehmes Brummen wahrgenommen. Die Auswahl der richtigen HDD ist auch hier nicht ganz unerheblich. Hochleistungs-HDDs oder HDDs für den PC eignen sich hier nicht so gut. Besser wären da die 2.5“ Ausführungen für Notebooks, da die meist auch eine geringere Umdrehung aufweisen und auf den Knien des Benutzers auch nicht so laut sein sollen. Aber die sind eigentlich für geringen Strombedarf und Schockabsorption ausgelegt. Deshalb am besten HDDs speziell für NAS verwenden. Für das kleine NAS zuhause muss es ja nicht die Pro-Version sein.
Auch die mechanischen Lese- und Schreibköpfen verursachen Geräusche. Dies wir meist als „Klackern“ oder „Kratzen“ wahrgenommen. Dies ist vielfach nur beim direkten Lesen und Schreiben von Daten wahrzunehmen.
Beide Geräusche lassen sich bei HDDs nur bedingt unterbinden. Dies ist einfach konstruktionsbedingt. Auskunft über die effektive Lautstärke im Leerlauf und bei Verwendung gibt die technische Spezifikation des Herstellers, z.B.:
!! Vorsicht !!
Nicht alle Hersteller verwenden die selbe Maßeinheit.
3.2 Lüfter
(Bildquelle: pixabay.com)
Lüfter sind mechanische Bauteile, die ebenfalls unangenehme Geräusche erzeugen können. Wie schon erwähnt verwenden einige Modelle gar keine Lüfter (Set-Top), einige größere und große Ausführungen, die langsam drehend sind und somit leiser (Tower / Desktop) oder mehrere kleinere und schnell drehende Lüfter, die eher ein unangenehmes Geräusch verursachen können (Rackmount).
Einige hier im Forum haben den Versuch unternommen und die Lüfter durch andere, hochwertigere und leisere Modelle zu ersetzen. Dies ist auch eine Möglichkeit, erfordert aber etwas Geschick und die Auswahl des passenden Modells. Wie viel dies effektiv bringt kann ich nicht beurteilen, da ich dies selbst nie gemacht habe. Und gerade bei einem Neugerät kommt dann immer die Sache mit der Garantie und dem Support hinzu.
Lüfter
können nur dann optimal arbeiten, wenn man ihnen auch die
Möglichkeit bietet ausreichend Luft anzusaugen (vorne) und wieder
auszublasen (hinten). Sollte es umgekehrt sein ist irgendetwas nicht
in Ordnung oder das NAS steht verkehrt herum da.
Je nach NAS kommen nicht nur Lüfter für das Gehäuse zum Einsatz, sondern auch für Netzteil, CPU oder auch Zusatzkarten wie die Grafikkarte.
4. Einstellungen
So, nachdem nun das passende NAS und Festplatten gefunden und installiert wurden und das NAS am geeignetsten Platz aufgestellt wurde, geht es an die Optimierung der Einstellungen. Leider gibt es hier nicht all zu viele Möglichkeit, zumindest sind mir nicht so viele bekannt. Aber ich lasse mich hier gerne von Euch unterstützen.
4.1 Lüfter
Den Lüfter kann man unter:
> Systemsteuerung > System > Hardware > Intelligenter Lüfter
einstellen. Hier lässt sich unter anderem vom standardmäßig aktivierten „Normalmodus“ auf den „Lautlosmodus“ umschalten. Auch lässt sich die Geschwindigkeit mittels Temperatur-Schwellenwerte steuern.
Ganz unerschrockene können auch von „Lüftergeschwindigkeit automatisch anpassen“ auf „Lüftergeschwindigkeit manuell einstellen“ umschalten.
!! Vorsicht !!
Nur leise alleine reicht nicht aus. Das System muss auch entsprechend kühl bleiben, ansonsten sind die Probleme vorprogrammiert. Ab besten die Temperatur im Auge behalten und das NAS möglichst an einem kühlen Ort aufstellen.
4.2 Festplatten-Ruhe-Modus
Unter:
> Systemsteuerung > System > Hardware > Allgemein
kann man den „Datenträgerbereitschaftsmodus“ aktivieren. Dieser schickt die Festplatten nach einer bestimmten Zeit, wenn nicht mehr auf sie zugegriffen wird und sie nicht mehr benötigt werden, ins Land der Träume.
08 Datenträgerbereitschaft.png
Leider funktioniert dies des öfteren nicht, da verschiedene Dienst, Apps und auch Netzwerkgeräte dafür sorgen, dass die Platten niemals richtig zur Ruhe kommen.
4.3 Automatic Acoustic Management (AAM)
Mit dem Konsolen-Tool hdparm lässt sich das „Automatic Acoustic Management (AAM)“ der Festplatte konfigurieren.
Dies geht über die Option -M:
Stellt das Automatic Acoustic Management (AAM) ein. Steuert die Geschwindigkeit der Kopfbewegungen, was die Geräuschentwicklung und die Performance beim Suchen beeinflusst. Theoretisch von 1 ...255. Viele unterstützen nur drei Zustände, die oft auf 0 = aus; 128 = leise und 254 = laut fallen.
Bei mir auf der TS-328 auf der Konsole wird dieser Befehl allerdings als experimental ausgewiesen.
Zitat von Konsolenhilfe-M get/set acoustic management (0-254, 128: quiet, 254: fast) (EXPERIMENTAL)
Aber wer es ausprobieren will. Wie immer gilt: Auf eigene Gefahr.
5. Zusätzliche Maßnahmen
Sollte dies alles nicht gereicht haben und sich der gewünschte Effekt immer noch nicht eingestellt haben, geht es an die zusätzlichen Maßnahmen.
5.1 Vibrationsdämpfung
Oft schwingt das ganze NAS mit. Sei es wegen einem der Lüfter, der Festplatten oder beidem zusammen. Diese Schwingungen können vom Gehäuse auch auf den Untergrund - auf dem das NAS steht - übertragen werden und dann schwingt dieser mit. Gerade bei einem NAS, welches auf einem Regal steht, das wiederum mit der Wand fest verbunden ist, kann es schon mal zu unangenehmen Geräuschen im angrenzenden Raum kommen. Hier reichen dann die Gummifüße des NAS nicht mehr aus. Hier gilt es dann die Vibrationen zusätzlich zu entkoppeln.
Oft reicht es schon das NAS auf eine zusätzliche Gummi- oder Korkmatte zu stellen. Auch gibt es zusätzliche Schwingungsdämpfer, die die Festplatten schon in den Festplattenhalterungen besser entkoppeln. Nicht alle NAS haben Halterungen mit Dämpfern.
Auch zusätzliches Gewicht kann helfen. Eine größere Masse ist schwerer in Schwingung zu versetzen als eine kleine. Gerade die kleinen NAS, bei denen alles aus Kunststoff ist, ist keine große Masse mehr vorhanden. Hier hilft oft ein schweres Buch oder ein anderen Gegenstand mit entsprechender Masse auf das NAS zu legen.
5.2 Akustik-Schrank
Wenn alles nicht hilft, besteht immer noch die Möglichkeit das NAS in einen speziellen für Akustik gedämmten Schrank zu stellen. Diese sind belüftet und für genau solche Szenarien gedacht. Aber absolut geräuschlos dürften auch dies nicht sein.
Dazu kosten sie auch einiges und benötigen auch mehr Platz als nur ein NAS.
5.3 Streaming Clients
Soll das NAS auch als Medien-Zuspieler direkt am TV im Wohnzimmer herhalten, aber die Geräuschkulisse stört und ist nicht in den Griff zu bekommen, ist es sicher eine Überlegung wert, das NAS nur als Medienlieferant einzusetzen und an einem anderen, nicht störenden Ort zu platzieren und am TV im Wohnzimmer einen geräuschlosen Zuspieler einzusetzen, der die Daten vom NAS abholt.
Eine weitere Alternative wäre hier auch ein langes HDMI-Kabel oder ein System zum drahtlosen übertragen des Video-Signales. Aber das Steuern des NAS dürfte schwierig werden und die Kosten auch nicht wirklich senken.
6. Subjektive Wahrnehmung
Bitte
bedenkt auch
immer eines:
Akustische
Geräusche werden von Person zu Person unterschiedlich wahrgenommen.
Was den Einen tierisch nervt, findet die Andere angenehm und
entspannend. Manche Menschen nehmen hohe oder auch tiefe Töne als
störend
war, die andere gar nicht hören (können).
Akustische Geräusch und gerade als störend empfundene Geräusche
sind sehr subjektiv. Also habt
ein wenig Verständnis, wenn der Partner / die Partnerin oder die
ganze Familie nicht so viel Freude an der Klangkulisse eines NAS im
Schlafzimmer haben.
7. Fazit
Man kann zwar nicht so viel gegen störende Geräusche machen, aber es gibt das Eine oder Andere. Das Um und Auf ist aber das passende NAS mit den entsprechenden Komponenten an dem dafür vorgesehen Ort einzusetzen. Ein Rackmount NAS für das Schlafzimmer fit zu bekommen ist nicht möglich.
Habe Ihr noch irgendwelche Tricks oder Ideen auf Lager? Dann lasst hören.
Ach
ja, ausschalten hilft immer.