Hallo allerseits
Eins vorweg: Bitte den ganzen Post erst mal bis zum Schluss genau durchlesen bevor ihr irgendwas davon umsetzt! Danke.
Also beginnen wir mit ext4 (man kann bei aktuellen QNAP NAS als Dateisystem ext3 oder ext4 wählen). Ich habe soeben das erste Windows Tool gefunden welches tatsächlich ext4 auslesen kann Zumindest kannte ich vorher keins.
Das tolle daran: Es ist sogar kostenlos! Die Software gibt es hier: Linux Recovery von R-Tools Technology
Getestet mit einer Festplatte (Single Disk) aus einem TS-639.
Wenn man die Software gestartet hat und die ext4 Partition doppelklickt - oder markiert und auf den Button "Open Drive Files" klickt - dauert es merkwürdigerweise zwar EXTREM lange (bei mir ca. 10-15 Minuten ohne dass sich irgendwas tut, dachte zuerst sei abgestürzt) aber danach wird die Ordnerstruktur inkl. den Dateien dargestellt und man kann auf "Recover" klicken - oder auch einzelne Dateien markieren und "Recover Marked" wählen - und dann kopiert es die Dateien relativ zügig zum gewählten Ziel.
Mit ext3 ist das ganze etwas einfacher/schneller/komfortabler, da gibt es - wie bereits mehrfach hier im Forum genannt - den Ext2Fsd Treiber für Windows. Da kann man der ext3 Datenpartition (die grösste der 4) einen Laufwerksbuchstaben zuweisen und dann ganz normal mit dem Windows Explorer arbeiten. Es gibt auch andere ext2/3 Treiber und Software, aber Ext2Fsd ist gemäss meiner Erfahrung der beste (unterstützt u.a. auch grosse Inodes und HDDs bei denen kein sauberer Unmount gemacht wurde). Und ist sogar Open Source Eine weitere Variante ist der Treiber Ext2 IFS, gemäss meiner Erfahrung ist Ext2FSD jedoch zu bevorzugen.
Alternativ kann man ext3 als auch ext4 HDDs natürlich sehr komfortabel unter aktuellen Linux Distributionen auslesen. Die meisten bieten heute eine sehr benutzerfreundliche Live-Boot-CD womit man gefahrlos seinen (Windows-)PC booten kann und auch auf die interne NTFS HDD zugreifen um die Daten von einer verbundenen NAS-HDD zu kopieren.
Beispielsweise (inkl. ext4 Support):
Ubuntu v9.10
Fedora v12
OpenSuse v11.2 (GNOME Live oder KDE Live auswählen)
Voraussetzung für alle Varianten:
1. Man baut die HDD aus dem NAS aus und verbindet sie mit dem PC (direkt per SATA oder z.B. mit einem SATA/USB-Adapter).
2. Die HDD und/oder deren Dateisystem sind nicht defektA und es wurde nichts gelöschtB.
3. Die Platte war nicht in einem RAID (eine Platte aus einer Spiegelung - also RAID1 - sollte jedoch kein Problem darstellen). Ich bin auch über Tools gestolpert, welche unter Windows erlauben ein ext3 und sogar ext4 RAID0/1/5/6 Disk-Set zu recovern, siehe kommerzielle Tools weiter unten). Linux Gurus - z.B. QNAP Supporter - können RAIDs teilweise auch mit Linux-Bordmitteln (mdadm) wiederherstellen, da bin ich aber der falsche Ansprechpartner. User Terz (Moderator bei qnapclub.de) plant derzeit eine Anleitung bezüglich RAID Recovery zu schreiben.
A: Defekte Dateisysteme können unter Umständen mit TestDisk ausgelesen werden. Dabei handelt es sich wirklich um ein absolut geniales Tool, nicht nur für Linux sondern auch für Windows (NTFS) HDDs! Ich konnte damit auch schon eine defekte/verlorene Partition meines PCs retten. Ist vom selben Programmierer wie PhotoRec. Eine kleine Anleitung dazu von mir findet ihr hier, allerdings nur für eine einzige Funktion. TestDisk kann noch einiges mehr.
UPDATE:
TestDisk beherrscht gemäss Release Notes ab Version 6.11 nicht nur ext3, sondern neu nun auch das ext4 Dateisystem! Ich habe es aber bisher nicht getestet und weiss daher nicht wie weit diese Unterstützung genau geht.
ZitatThis new TestDisk version can undelete files for NTFS filesystem and recover deleted exFAT and ext4.
B: Gelöschte/verlorene/beschädigte Dateien (evtl. auch auf defekten Dateisystemen) kann man unter Umständen mit PhotoRec wiederherstellen (ext3, FAT32, NTFS, etc.; evtl. auch ext4 - bisher nicht getestet)! 8-) Es eignet sich nicht nur für Fotos (der Name ist etwas verwirrend gewählt), sondern für sehr viele Dateitypen. Ebenfalls soll DiskInternals Linux Recovery (ext3) und das eingangs genannte R-Tools Technology Linux Recovery (ext3/ext4) gelöschte oder beschädigte Dateien/Partitionen hervorzaubern können.
Hier zur Ergänzung noch einige kommerzielle Tools über die ich gestolpert bin oder die User genutzt haben. Ich habe diese NICHT getestet! Ebenso habe ich keinerlei Verbindung zu den Entwicklern. Zudem gibt es noch viele weitere Recovery Tools und Firmen die Datenrettung als Dienstleistung anbieten (sehr teuer aber die können manchmal wahre Wunder vollbringen), einfach mal Google fragen.
Linux Data Recovery von Stellar (ext3, ext4)
Linux Recovery von Easeus (ext3)
R-Studio von R-Tools Technology (ext3/ext4, RAID Recovery inkl. RAID6 Support)
RAID Recovery von DiskInternals (ext3, RAID Recovery bis RAID5)
Spezieller Hinweis für Besitzer eines QNAP NAS der TS-109 oder TS-209 Serie (auch Pro und II):
Bei euren Modellen wurde leider (wieso auch immer, QNAP wird sicher seine Gründe gehabt haben) für die internen Platten das ext3 System gepatcht, also modifiziert. Das heisst es entspricht nicht mehr dem Standard und kann auch NICHT mit den genannten Tools ausgelesen werden.
Dies gilt wirklich NUR für die TS-109/209 Serie und NUR für die internen Platten! Externe Platten (USB/eSATA) werden auch bei TS-109/209 mit Standard ext3 formatiert. Einzige Ausnahme: Wenn man beim TS-109 ein Q-RAID1 auf der externen HDD erstellt, dann wird das proprietäre Dateisystem verwendet. ALLE anderen QNAP NAS - egal ob älter oder neuer - verwenden Standard ext3 (resp. die neueren auf Wunsch auch ext4). Und ja da bin ich mir 100% sicher!
Wie auch immer, für Festplatten aus einem TS-109/209 gibt es dennoch zwei Möglichkeiten:
1. QNAP TS-109/209 Live Recovery Boot CD: ftp://csdread:csdread@ftp.qnap.com/NAS/live_cd/. Das ISO-File wie auch die PDF-Anleitung befinden sich in diesem Verzeichnis. Damit kann man nun an einem PC problemlos ohne Einschränkung alle Daten einer 109/209 HDD auslesen! Sofern denn auf dem Datenträger nix defekt/beschädigt ist natürlich.
2. TestDisk, allerdings nur Dateien bis zu einer Grösse von ca. 839MB. Evtl. funktioniert auch das bereits genannte PhotoRec welches ebenfalls im TestDisk Download beinhaltet ist.
Wie immer gilt für alles: Verwendung auf eigenes Risiko!
Und damit hier keine Missverständnisse entstehen:
NICHTS ERSETZT EIN BACKUP (DATENSICHERUNG)! Kein RAID - denn ein RAID ist KEIN Backup! Niemals! - und keine Möglichkeit die Festplatte anderswo auszulesen
Alles hier Beschriebene soll nur eine Hilfestellung für den "Worst Case" Notfall sein!
Und es ist natürlich je nachdem empfehlenswert sich mit einem spezifischen Problem zuerst mal an uns (hier im Forum) oder direkt an den QNAP Support zu wenden.[/quote]