Guten Tag,
bin neu hier und und suche natürlich gleich Rat. Voraus: Ich bin Mac-Anwender seit 30 Jahren und bin mit einigen Mitarbeitern im grafischen Gewerbe tätig. Computerkenntnisse sind vorhanden, beim Mac tiefergehend, bei Windows auf Anwenderebene und Linux nur oberflächlich.
Als Dateiserver hab ich schon einiges durch. Von Windows NT vor vielen Jahren (war nicht übel!) über Linux mit Netatalk 2 (hatte damals ein paar Eigenheiten) bis Apples FileServer-Anwendung auf Basis von Mac OS X 10.9, welche an sich für unseren Bedarf eigentlich am rundesten läuft. Leider hakt es hier bei der Erweiterbarkeit der aktuell eingesetzten Mac Minis (Late 2012), externe Laufwerke über teure Thunderbolt-Gehäuse anzuschließen widerstrebt mir, USB 3.0 erscheint mir doch zu unprofessionell und mit der Software-RAID-Implementation hatte ich schon zweimal negativen Erfahrungen (Abstürze bei Wear-Problemen der SSDs statt stabilem Weiterbetrieb mit entsprechender Warnung).
Auf der Suche nach einer alternativen Dateiserverlösung mit guter Usability bin ich nun bei QNAP gelandet. Eine kurze Recherche brachte mich zum Modell TS-431X2 8GB, welche mir mit der ARM-CPU zwar mäßig potent, aber für einen reinen Dateiserver auch ausreichend ausgestattet erscheint. Auch gefiel mir die 10-GBit-Schnittstelle an den Geräten zum vergleichsweise schmalen Taler, Geld spielt ja auch eine Rolle. Besondere QNAP Applikationen sollen nicht laufen, kein Mail- und Webserver, keine Firewall etc., dafür habe ich eigene Linux-Systeme.
Also 2 NAS gekauft, 2 SSDs (Samsung 860 Pro 2 TB) als RAID-1 für die "Hauptfreigabe" eingerichtet, eine Festplatte (WD Red 8 TB) als ungesicherte Archiv-Freigabe und eine weitere solche Festplatte als Backup-Ziel für Snapshot Replikation und eine "klassische" Volume-Kopie als "Plan B" mit dem bewährten Carbon Copy Cloner -- jeweils am anderen Server.
Das Einrichten mit dem aktuellen QTS 4.3.6.0867 klappte problemlos, auch die Anbindung der Mac Clients mit dem von mir bevorzugten AFP funktioniert prima. Auch das Backup per Snapshot und Snapshot Replikation auf den anderen Server eingestellt, wunderbar, soweit gut zu verstehen und handzuhaben.
Dann der Test, ob das Backup auch tut was es tun soll, alle möglichen Arten von Dateien wiederhergestellt.
Oje. Viele wiederhergestellte Mac-Dateien sind nach der Wiederherstellung kaputt.
Kaputt aus zweierlei Gründen:
1. Weil die speziellen Möglichkeiten der Apple-Dateisysteme in Linux-Dateisystemen und einfachen Windows-Dateisystemen nicht einfach gespeichert werden können (mehrfache Datenströme, "Data Fork" und "Resource Fork") werden diese als "Apple Double" gesichert: Die Data Fork landet in einer Datei mit dem ursprünglichen Namen, die Resource Fork in einer mit "._" dem Namen vorangestellt. Der Netatalk-Dämon setzt das dann wieder zusammen, um dem Mac per AFP (oder auch per SMB) dies passend anzubieten (FTP und NFS können das meines Wissens nicht).
Wenn man diese beiden zusammengehörigen Dateien bei der Wiederherstellung anwählt, dann sind die Daten grundsätzlich wieder da, auch bei alten PostScript Schriften und anderen Dateien, die die mächtigen Möglichkeiten des (etwas angestaubten) Resourcen-Konzepts nutzen.
2. Allerdings kann man diese Dateien trotzdem nicht mehr öffnen. Weil nämlich die Dateiattribute "File Type" und "Creator" fehlen (inzwischen heißen diese Infos anders, aber egal). Diese sind für die Zuordnung von Dateiinhalt zu kompatibler Anwendung (welche Dateien ein Programm verarbeiten kann) und zur erzeugenden Anwendung (Öffnen des richtigen Programms bei Doppelklick auf das Dokument) nötig. Und genau die werden nicht wiederhergestellt! Typisches Symptom sind die "leeren" Dokumentensymbole statt Anzeige des richtigen Piktogramms.
Siehe Anhang!
Bildschirmfoto 2019-03-04 um 22.12.22.png
Dieser Mangel fällt u.U. nicht auf, wenn man nur aktuelle Software und Schriften verwendet (diese meiden das Resourcen-Konzept) und alle Dateien mit Dateiendungen versieht. Das Besondere am Macintosh ist jedoch, dass das auch ohne diesen "Windows-Mist" funktioniert, eigentlich sogar viel besser (weil zB verschiedene Programme eine bestimmte Art von Dateien erzeugen können (zB TIFF) und trotzdem jede einzelne Datei bei Doppelklick genau mit dem Programm geöffnet wird, von dem es auch erzeugt wurde).
Weil wir auch gezwungen sind mit beigestellten Daten zu arbeiten und auch immer wieder "historische Projekte" überarbeiten stellt sich diese Frage der 100%-igen Kompatibilität unausweichlich.
Man könnte diese Attribute manuell wiederherstellen, aber nicht bei einem Restore von 40.000+ Dateien.
(Übrigens passiert genau dasselbe, wenn man in der File Station Dateien kopiert. Es wird nur die Data Fork kopiert (die "._"-Dateien sieht man gar nicht) und die File-Attribute gehen ebenso verloren. Klar, ein Linux weiß mit diesen Dingen eben nichts anzufangen.)
Ich finde es geradezu gefährlich, eine Server-Lösung anzubieten und die Mac-Kompatibilität herauszustreichen, welche beim absolut kritischen Thema Datensicherung ziemlich versagt!
Nicht jeder Anwender wird diese Tests durchführen und könnte da im Fall des Falles schnell vor unlösbaren Problemen stehen!
Daher stelle ich meine Frage an die Mac-User hier, wie sie mit diesem Thema umgehen. Habe ich etwas übersehen? Gibt es spezielle QNAP-Apps für das Mac OS-Dateihandling und fürs Backup?
Ich werde vermutlich gezwungen sein eine Backuplösung aufzubauen, welche von einem Mac aus über das AFP-Netzwerk die Datensicherung vornimmt. Das ist leider langsam wie unnötig komplex und lässt viele potente Angebote des QNAP-Systems (Snapshot-Konzept, Snapshot Replika) brach liegen. Andererseits gefällt mir das QNAP Konzept gut und die Performance ist sehr zufriedenstellend. "Weiterwursteln" auf dem Mac Mini / Apple Server-Konzept mag ich auch nicht.
Zu der Angelegenheit habe ich auch bei QNAP eine Anfrage laufen, aber da herrscht seit Tagen verdächtige Stille.
Eine weitere Schwäche ist übrigend sie Suchfunktion. Spotlight funktioniert nur mit einem passenden Index, den auch Qsirch trotz so klingender Bewerbung offenbar nicht aufbaut. Spotlight wechselt in einen "Primitivmodus", wo es rekursiv den ganzen Verzeichnisbaum abklappert und nach den gesuchten Dateinamen sucht -- das dauert ewig, bei 40.000+ Dateien reden wir über einige Minuten. Dabei bietet AFP schon immer die genau passende Schnellsuche, welche zum Glück von findigen Programmierern wiederentdeckt und mit den Programmen "Find Any File" und "Esasy Find" wieder nutzbar wurden. So geht suchen zwar noch immer um ein ganzes Eck langsamer als auf einem Mac OS Fileserver (hier wenige Sekunden), aber immerhin sind knapp 30 Sekunden schneller als einige Minuten. Für Leute die nicht nach Inhalt sondern nur nach Dateinamen suchen ein praktikabler Lösungsansatz.