RAID 1 Konfigurationsänderung auf 4-Bay 419+ sinnvoll?

  • Guten Abend.


    Ich habe momentan folgende Konfiguration auf meinem NAS QNAP 419+ mit 4 HDs:

    • Jeweils RAID 1 für Bay 1+2 und RAID 1 für Bay 2+3


    • Zusätzlich tägliche inkrementelle Sicherung der Daten auf externe Festplatten.

    Ich erwäge, statt Erweiterung des zweiten RAID-1 auf Bay 2+3 durch größere Festplatten eine Trennung dieser Festplatten, um so Speicherplatz zu gewinnen.
    Bin ich richtig informiert, dass das OS nur auf dem 1. Raidverbund läuft und beim Ausfall der HD 3 oder 4 trotzdem weiterlaufen würde, lediglich die Daten der HD 3 oder 4 wären nicht mehr zuggänglich (aber ja gesichert über Backup)
    Könnte ich also den 2. RAID-Verbund auflösen, ohne dass das System beeinträchtigt wird.
    Geht das eigentlich ohne die Daten rücksichern zu müssen?
    Ist das so richtig?

  • Die meisten QNAP-NAS unterstützen die RAID-Level 1, 5, 6, 10 und JBOD sowie Einzellaufwerke. Du kannst in Deiner TS-419P auch 4 Einzellaufwerke betreiben.


    Willst Du jedoch Deine RAIDs auflösen bedeutet dies: Daten extern sichern, RAID auflösen, RAID neu erstellen, die Daten wieder rauf und bei dem RAID mit dem Betriebssystem/Firmware dieses wieder rauf.


    Du könntest auch ein RAID5 mit allen 4 Platten erstellen. Dann wir nur eine Platte zur Ausfallsicherheit verwendet. Dann hast Du den Platz von einer Festplatte gewonnen und dennoch Ausfallsicherheit. RAID5 wird bei NAS mit 4 Festplatten gerne verwendet.


    1 RAID1 kann jedoch zu einem RAID5 migriert (aufgebaut) werden, allerdings nur eines nicht 2 RAID1 zu einem RAID5 "umgewandelt".


    RAID1: Bedeutet, dass die Daten von der 1. zur 2. Festplatte gespielt wird (in Echtzeit) und bei einem Ausfall die jeweilige andere Platte den Job übernimmt und somit kommt es zu keinem Ausfall.
    RAID5: Hier dient 1 Festplatte zur Ausfallsicherheit. Dies wird durch errechnen einer sogenannt Parität erreicht (ebenfalls in Echtzeit). Fällt nun eine Festplatte im Verbund aus (egal welche) kann mit den verblieben Festplatten die Daten im laufenden Betrieb errechnet werden ohne dass es zu einem Ausfall kommt.
    Einzellaufwerk: Bei einem Ausfall sind die Daten weg. Ist auf dieser Festplatte auch das Betriebssystem, ist ein Arbeiten nicht mehr möglich. Neuinstallation erforderlich.

  • Die meisten QNAP-NAS unterstützen ...

    @Mavalok2
    Vielen Dank für die ausführliche und kompetente Antwort


    Nochmals eine Verständnisfrage:
    Das Betriebssystem ist bei mir auf dem 1. Spiegelsatz. Auf dem 2. sind nur Daten. Stelle ich irgendwas mit dem 2 Spiegelsatz an, so betrifft das ja nicht die Systemintegrität.
    Wenn ich eine Platte des 2. Spiegelsatzes entferne, dann müßten doch darauf noch alle Daten vorhanden sein. Danach Spiegelsatz des 2. Verbundes auflösen und 1. Platte wieder einschieben. Dann müssten doch alle Daten erkannt werden. Stimmt das so?

    Einmal editiert, zuletzt von jauno ()

  • Das Betriebssystem ist bei mir auf dem 1. Spiegelsatz. Auf dem 2. sind nur Daten. Stelle ich irgendwas mit dem 2 Spiegelsatz an, so betrifft das ja nicht die Systemintegrität.

    Richtig.

    Wenn ich eine Platte des 2. Spiegelsatzes entferne, dann müßten doch darauf noch alle Daten vorhanden sein.

    Das RAID ist nun im degradierten Modus (Ausfallmodus, wenn man so will), läuft aber weiter.

    Danach Spiegelsatz des 2. Verbundes auflösen und 1. Platte wieder einschieben. Dann müssten doch alle Daten erkannt werden. Stimmt das so?

    So sicher nicht. Bei einem RAID sind zwar alle Daten komplett auf beiden Platten vorhanden, aber es ist immer noch eine RAID-Platte. Also mit einfach wieder einstecken wird das nicht gehen. Ob und wie man eine RAID1-Platte zu einem Einzellaufwerk machen kann ohne die Daten zu verliefen bin ich absolut überfragt. Und selbst wenn würde ich so was auf keine Fall ohne komplette Datensicherung machen. Bei so einem Hack ist die Chance sehr groß, dass die Daten verloren gehen. Datensicherung ist immer Pflicht, erst recht bei Umbauten. Eine externe USB-Festplatte kostet schließlich kein Vermögen mehr.

  • Bei der Sicherung bitte bedenken, dass deine vorhandene inkrementelle Sicherung unter Umständen nicht funktioniert!


    Meine Erfahrungen mit inkrementellen Sicherungen sind eher schlecht. Es muss nur ein Zwischendatensatz nicht funktionieren, schon ist Schluss. Ich bin dazu übergegangen, die relevanten Daten möglichst mir Bordmitteln direkt als vollen Datensatz unkomprimiert zu sichern, das dann mit möglichst mehr als 2 verschiedenen Datenträgern. Gerade mit Acronis hatte ich immer wieder Pannen bei inkrementellen Datensätzen.

  • Ja klar. Externe Sicherung ist unumgänglich. Mit oder ohne RAID. Ich denke aber, dass man auf RAID verzichten kann sofern nicht das OS auf dem RAID liegt und sofern die Daten nicht ständig verfügbar sein müssen. Ersatzhardware ist heute ja schnell verfügbar.

  • Ob ein RAID benötigt wird oder nicht hängt immer vom Einzelfall ab. Wäre es ein Muss hätte es QNAP fix eingebaut. Die Meisten schätzen jedoch die Ausfallsicherheit und nehmen die Mehrkosten bzw. die Minderung des zur Verfügung stehenden Speicherplatzes gerne in Kauf. Aber wenn man nicht zwingend auf das NAS angewiesen ist und eine gute Backup-Strategie fährt kann das RAID auch entfallen.


    Zum Thema Backup siehe hier:
    [entry]287[/entry]

  • Ich denke aber, dass man auf RAID verzichten kann sofern nicht das OS auf dem RAID liegt und sofern die Daten nicht ständig verfügbar sein müssen


    Das kann man so sehen. Ich mache das auch so.


    Mein Produktiv-NAS hat seit neuestem ein RAID 1, um die mögliche Ausfallgefahr einer Platte zu begrenzen. Das Sicherungs-NAS hat Einzellaufwerke konfiguriert. Wenn man es genau betrachtet, macht ein RAID eigentlich auch erst dann Sinn, wenn das betreffenden NAS an einer USV hängt. Streng genommen müssen auch Router und Switch an der USV hängen, alleine um alle Shutdowns hinkriegen zu können. Für den Arbeitsalltag ist es daher eigetlich auch wichtiger, die Konfigurationsdaten der NASse zu sichern, um ggf. schnell einen Restore machen zu können.


    Da würde ich mir wünschen, dass das QTS - ähnlich wie Firefox - die komplette Konfiguration des NAS inklusive der installierten Apps speichern könnte, um bei einem Restore eben auch die Apps und deren Konfiguration wieder herstellen zu können. DAS wäre fein!

  • Da würde ich mir wünschen, dass das QTS - ähnlich wie Firefox - die komplette Konfiguration des NAS inklusive der installierten Apps speichern könnte, um bei einem Restore eben auch die Apps und deren Konfiguration wieder herstellen zu können. DAS wäre fein!

    Ja dDas wäre eine Sache. Ein Restore in einer Stunde statt an einem Tag.


    Nachtrag:
    Nach leidvollem Datenverlust mache ich zur Zeit ein nächtliches differentielles Backup meiner Daten per rsync auf einen 5-Bay USB Verbund, der vom QNAP auch problemlos erkannt wird.
    Das Ein-/und Ausschalten des USB-Plattenverbundes erfolgt über eine programmierbare Steckdose via netcat per script sh.
    1x pro Woche mache ich einen SMART-Test der USB-Platten, um vor drohenden Ausfällen gewarnt zu werden.
    All das funktioniert per LINUX-script und CRON absolut zuverlässig.
    Über den Erfolg informiert mich eine email.
    Ich realisiere das über mühsam programmierte Scripts, deren Erstellung mich viele Stunden gekostet haben.
    Schade, dass es sowas nicht als App von QNAP gibt. Das wäre mal ein Beitrag für den Alltag.
    All die Cloudspeicherung, Mediagedöns und sonstiger Schnickschnack ist doch völlig unpraktikabel.
    Da bleibt eben nur handmade.

  • Gibt eben nur diese zwei Möglichkeiten: Entweder man passt sich den Möglichkeiten der QNAP an, oder biegt die QNAP solange um bis sie passt. :)


    Aber nach dem Du viel Zeit und Aufwand für eine spezielle Lösung aufgewendet hast, würde sich doch ein Artikel hier im Forum anbieten. Andere User die nach der selben Lösung suchen würden sich sicher darüber freuen.