Testbericht zum TS-451A

Ich habe von QNAP USA ein TS-451A NAS inkl. zweier Seagate 3 TB (ST3000VN000) und zweier Seagate 4TB (ST4000VN000) bekommen und getestet. Das NAS war im Auslieferungszustand mit 2 GB ausgerüstet. Um die Linuxstation zu installieren, werden aber mindestens 4 GB benötigt, weshalb ich einen 8 GB Riegel meiner TS- 453 Pro ausgebaut und in die TS-451A eingebaut habe. Zum Zeitpunkt der Tests (abgesehen des Tests der Übertragungsgeschwindigkeit) hatten also beide NAS jeweils 8 GB RAM zur Verfügung.
Die Festplattensituation ist wie folgt: In der TS-451A habe ich die 4 Festplatten zu einem RAID 0 verbunden, in dem TS-453 Pro sind die Festplatten jeweils als Einzeldisks eingerichtet.


Verpackung:
Karton Vorderseite.jpgKarton Rückseite.jpgInhalt.jpg
Angenehm Unauffällig. Wenig aufdringliches Marketing-Gedöns, schlichter brauner Karton mit einem Aufkleber vorne, der die wichtigsten Daten über das NAS auflistet. Auf der Oberseite des Kartons finden sich weiterhin Aufkleber mit der EAN- und UPC-Nummer sowie der Seriennummer und den MAC-Adressen der beiden Netzwerkanschlüsse. Auf der Rückseite des Kartons sind direkt auf den Karton in Schwarz simpel ein paar Grundfunktionen des NAS mit Symbolen aufgelistet: Data Protection, Surveillance Station, Mobile Management, Private Cloud, File Sharing, Backup Station.
Nach dem Öffnen des ersten Deckels begrüßt einen das QNAP-typische “Welcome” unter dem ein paar nette Worte zur Begrüßung stehen sowie wichtige Links zum Einstieg aufgelistet sind. Innen dann direkt das Netzwerkkabel und darunter ein gut verpacktes NAS und daneben noch ein Karton mit allem Wichtigen zum Einstieg: 2 Netzwerkkabel, externes Netzteil und landesspezifisches Netzkabel, Fernbedienung (inkl. Batterie), ein „Quick Installation Guide“, sowie ausreichend Schrauben sowohl für 3,5“ und 2,5“ Festplatten.
Etwas schade ist lediglich, dass kein USB-Kabel zum direkten Anschluss an den Computer mitgeliefert ist.



Äußeres:


Das NAS kommt in schlichtem Weiß daher. Das Gehäuse besteht aus Plastik. Als Vergleich habe ich hier mein TS-453 Pro, welches mit seinem anthrazitfarbenen Metallgehäuse doch etwas mehr hermacht. Dafür ist das TS-451A durch sein externes Netzteil und fehlendes Display deutlich kleiner.
Die Front ziert an der linken Seite ein silberner Streifen, in dem im oberen Bereich die Status-LEDs sind. Am unteren Ende der LEDs links befindet sich der SD-Kartenslot. Unter den LEDs befinden sich der POWER-Knopf sowie der USB-Copy-Knopf. Darunter dann erst der USB Host Anschluss und darunter dann der USB Direct Access Port. Beides sind USB 3.0 Anschlüsse. Auf der Oberseite findet sich ein Aufkleber mit der Festplattenreihenfolge und daneben noch ein Aufkleber mit der Bezeichnung des NAS und einer kurzen Beschreibung. Auf der rechten Seite des NAS ist ein Aufkleber mit der Schnellstartanleitung. Die linke Seite ist bis auf die Löcher zur Belüftung frei. Die Rückseite wird zum Großteil durch den erstaunlich langsam drehenden Lüfter eingenommen. Den restlichen Platz teilen sich dann die 2 USB Ports, die 2 Audioaus- und -eingänge, der Resetknopf, die 2 LAN-Ports, der HDMI-Anschluss und der Stromanschluss sowie der Schlitz für ein Kensington Schloss (und ein Anschluss für Wartungszwecke (von QNAP "Console Port" oder "system maintenance port" gennant).



Initialisierung:


Die Initialisierung ist gewohnt einfach: Man kann entweder über die auf der Seite des NAS angegebenen Webseite (start.qnap.com) gehen und dort den aufgedruckten Code eingeben, oder direkt die IP-Adresse des NAS in die Adresszeile des Browsers eingeben. Die IP-Adresse findet man entweder aus der Übersicht des Routers (hier die MAC-Adresse des NAS auf dem Aufkleber auf dem Karton oder auf der Rückseite des NAS finden) oder über den Qfinder. Über diesen kann ebenfalls die Einrichtung des NAS vorgenommen werden.
Eine weitere sehr angenehme Möglichkeit der Einrichtung des NAS, da es einen HDMI Ausgang hat, ist die Einrichtung über einen direkt angeschlossenen Bildschirm und eine USB Tastatur.
Ich beschränke mich hier auf die Einrichtung über die IP-Adresse.


Die Webseite fragt als erstes nach dem Verwendungszweck des NAS. Hierbei kann ausgewählt werden, ob das NAS für den Heimgebrauch (Installation einiger Multimediaanwendungen) oder für den Unternehmensgebrauch (Minimalinstallation) gedacht ist. Ich habe mich hier für den Heimgebrauch entscheiden. Anschließend muss man dem NAS einen Namen und dem Admin-Konto ein Passwort geben. Als nächstes wird nach der Zeitzone gefragt, und ob man die Uhrzeit automatisch beziehen möchte oder manuell angeben. Danach noch fix die Netzwerkeinstellungen angeben und auf der nächsten Seite einstellen, welche Netzwerkdienste man benutzen möchte (Windows, MAC und/oder Linux) und welche Applikationen installiert werden sollen. Abschliessend muss man nun noch die Datenträgerkonfiguration einstellen und bekommt danach die Zusammenfassung der ausgewählten Konfiguration angezeigt. Bei dem Klick auf Übernehmen wird man noch einmal gewarnt, dass alle Daten auf dem oder den ausgewählten Festplatten gelöscht werden. Danach rödelt das NAS erstmal etwas während es einem den aktuellen Fortschritt anzeigt.
Sobald die Meldung kommt, dass alles fertiggestellt ist, kann man sich über die NAS WebGUI einloggen. Sehr wahrscheinlich wird einem anschließend ein Firmwareupdate angeboten. Dieses kann man erst einmal ablehnen und später durchführen. Es wird einem nun eine Kurzanleitung angezeigt, welche einem den Einstieg erleichtert. Im Hintergrund sieht man dann schon die Oberfläche.


Insgesamt ist die Einrichtung des NAS QNAP-typisch sehr einfach. Durch den HDMI-Anschluss gibt es sogar noch die Möglichkeit, das NAS komplett ohne Netzwerk einzurichten. An einigen Stellen ist es teilweise etwas kompliziert (so lassen sich beispielsweise nicht alle Festplatten bei der NAS-Einrichtung als jeweils einzelne statische Datenträger einrichten). Alles in allem, ist es jedoch auch für einen Neueinsteiger gut erklärt.



Direkter USB Anschluss:


Beim ersten Verbinden des NAS per USB mit dem PC (Windows 7) wird ein neuer Treiber installiert. Es wird interessanter weise erstmal ein USB Massenspeicher und dann ein „Realtek USB CD-ROM USB Device“ installiert. Direkt danach kam bei mir eine „QNAP QA Port“ Treiber Installation, welche aber sofort ein „Gerät entfernt“ anzeigte, trotz durchgehend verbundenem USB Kabel. Es wird nun im Explorer ein CD-Laufwerk angezeigt. Bei mir wollte dann leider nichts weiter funktionieren, also fix den QFinderPro installiert (wie in der beigelegten „Quick Installation Guide“ vorgeschlagen) und geöffnet. Sofort wird einem das NAS angezeigt, und man wird gefragt, ob man es (sollte es wie bei mir grad per USB angeschlossen sein) per USB Quickaccess öffnen möchte. Wenn man das bejaht, öffnet sich der Explorer mit dem „Netzwerk“ und zeigt einem die Netzlaufwerke, auf welche man mittels USB Quick Access Zugriff hat. Der Zugriff auf diese erfolgt dann genauso, wie auf Netzlaufwerke eines NAS über eine Ethernetverbindung: man wird aufgefordert, einen Benutzernamen und ein Passwort anzugeben. Die Datenübertragung findet dann jedoch über die USB-Verbindung statt.
Hierbei erreicht das NAS Geschwindigkeiten von ~35 MB/s lesend bzw. ~24 MB/s schreibend. Es wird zwar im Windows Taskmanager eine 1 GBit/s LAN-Verbindung angezeigt, jedoch ist bei dem hier getesteten Datentransfer die NAS Prozessorauslastung bei 100 % und begrenzt damit die Übertragungsgeschwindigkeit. (Die Tasks mit den höchsten Prozessorlasten sind laut Ressourcenmonitor: kworker/u4:3, kworker/u4:0, smbd, kworker/u4:1, kworker/u4:2)


Es ist also etwas verwirrend: es wird als direkter USB Anschluss vermarktet, lässt sich jedoch ohne weiteres nicht als solches verwenden. Es wird nämlich ein zusätzliches Programm benötigt (QFinder Pro), welches dann die Verbindung über USB herstellt. Es ist auch nicht direkt eine vollständige USB Verbindung, sondern lediglich eine USB-Verbindung vom PC zum Controller im NAS. Dieser setzt es dann von USB nach SMB um. Darum wird auch in der Weboberfläche eine IP-Adresse für die USB Quickaccess Einstellung angezeigt.
Es ist nichts desto trotz eine einfache Möglichkeit zum Zugriff auf das NAS, wenn beispielsweise das zugreifende Gerät nicht ins Netzwerk eingebunden werden soll oder nur eine langsame Netzwerkkarte besitzt.



SD-Karten Lesegerät:


Die Geschwindigkeit mit der auf die SD-Karte zugegriffen werden kann, lässt nicht zu wünschen übrig. Ich habe es mit meiner schnellsten verfügbaren Karte (Transcend 8 GB Class 10 (TS8GSDHC10)) getestet und konnte über das Netzwerk bzw. über die direkte USB Verbindung mit durchschnittlich 14,84 MB/s lesend und 10,64 MB/s schreibend zugreifen. Dies liegt im Bereich der Schreib- bzw. Leseraten der Karte, welche damit den Flaschenhals darstellt.
Die SD-Karte wird in der WebGUI als externes USB-Gerät angezeigt und erscheint demnach auch oben in der Anzeige der „Externen Geräte“, wodurch das Auswerfen vereinfacht wird.
Es ist leider nicht möglich, den SD-Karten-Slot direkt als USB Gerät zu nutzen, außer natürlich das Gerät über USB QuickAccess zu verbinden und dort dann über das Netzlaufwerk SDDisk1 auf die SD Karte zuzugreifen.
Ich habe es leider auch nicht geschafft, die Daten der Karte über den USB One-Touch Kopie Knopf auf das NAS zu kopieren. Hierbei mag es jedoch sein, dass ich einen Fehler gemacht habe, da auch die Kopie von Daten von einem USB Stick mittels des USB One-Touch Kopie Knopfes nicht funktionierte.


USB-Host-Geschwindigkeit:

Auch die Geschwindigkeit der Datenübertragung von über USB angeschlossenen Speichermedien liegt vermutlich lediglich an der Geschwindigkeit des Speichermediums. So erreichte mein USB 3.0 Stick (Transcend Transcend JetFlash 700) über das Netzwerk schreibend 22,59 MB/s bzw. lesend 34,25 MB/s. Schneller konnte ich auf ihn an meinem Rechner auch nicht zugreifen.


VM-Geschwindigkeit:

Zum Test der Geschwindigkeit von Virtuellen Maschinen, habe ich eine Windows 7 VM mit 2 Kernen, 4 GB RAM und 120 GB Diskimage sowohl auf der TS-451A als auch auf meiner TS-453 Pro erzeugt.
Die Geschwindigkeit der Windows 7 VM ist auf der TS-451A nur für ruhige Gemüter zu ertragen. Es ist klar, dass eine VM auf NAS mit den CPUs in dieser Preisklasse nur als Notbehelf zu betrachten sind (zumindest in meinen Augen), jedoch habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Windows 7 VM auf meiner TS-453 Pro noch halbwegs benutzbar ist. Auf der hier getesteten TS-451A war es jedoch nur schwer möglich auf der VM überhaupt etwas zu erreichen. So hatte ich bereits merkliche Schwierigkeiten, die VM in angemessenen Zeiten zu bedienen und einen Benchmarktest zu installieren. Dies liegt sicherlich zum einen an dem schwächeren Prozessor, aber vermutlich auch an der vergleichsweise geringen Menge RAM, welches zur Verfügung stand.
Hier noch die Ergebnisse des Passmark Benchmarks:


TS-451A TS-453 Pro TS-451A TS-453 Pro
CPU-Mark 255 654 Memory Mark
Integer Math 511 1405 Database Operations 6 16
Floating Point Math 142 343 Memory Read Cached 2281 4875
Prime Numbers 0 1 Memory Read Uncached 1909 3537
Extended Instructions (SSE) 0 2 Memory Write 1448 2180
Compression 383 1000 Available RAM 2005 1341
Encryption 72 99 Memory Latency 122 58
Physics 13 54 Disk Mark 331 780
Sorting 265 843 Disk Sequential Read 36 80
CPU Single Thread 176 434 Disk Sequential Write 25 66
2D Graphics Mark 31 129 Disk Random Seek + RW 29 69
Simple Vectors 2 9 CD/DVD-Read 11 22
Complex Vectors 9 30
Fonts and Text 3 19
Windows Interface 8 21
Image Filters 47 207
Image Rendering 56 184
Direct 2D 0 2


Es bietet sich an, das NAS auf 8 GB aufzurüsten


HD-Station:


Die HD Station bietet für den Einsatz als Multimedia PC Ersatz leider nicht mehr wirklich Anreize. So ist beispielsweise der Chrome Browser immer noch nur in Version 46 erhältlich (aktuell ist Version 54). Ebenso wurde vor einiger Zeit Kodi für die HD Station gestrichen. Nichts desto trotz möchte ich hier kurz auf die Performance in der HD Station und hier genauer auf die Performance für den Einsatz als Multimedia PC Ersatz eingehen.

  • Kodi: Kodi ist, seit es durch QNAP nicht mehr direkt angeboten wird, noch als „mykodi“ über das englische Forum erhältlich. Die Installation gestaltet sich recht leicht, einfach die aktuelle Version aus dem Thread https://forum.qnap.com/viewtopic.php?f=320&t=117179 herunterladen und installieren.
    Die Bedienung kann man komplett mittels der mitgelieferten Fernbedienung vornehmen, was natürlich sehr komfortabel ist. Leistungsmäßig habe ich keine Probleme feststellen können. Selbst ein FullHD x265 Video konnte das NAS ohne irgendwelche Ruckler oder andere Fehler wiedergeben, und das trotz gleichzeitiger Mediathek Erstellung in Plex. Auch die Audioausgabe ist durch den analogen Ausgang ohne Störungen möglich. Lediglich bei UHD Videos ist ein Ruckeln festzustellen: bei x264 nur ein leichtes Stocken, während es bei x265 codiertem Material sehr deutlich ist.
  • Plex: Ähnlich wie Kodi lässt sich auch Plex sehr einfach und komfortabel über die Fernbedienung handhaben. Leistungsmäßig lässt Plex hier jedoch zu wünschen übrig. Trotz ausgeschalteter Transkodierung schafft es Plex den von Kodi problemlos wiedergegebenen FullHD x265 Film nicht wiederzugeben. Sofort nach der Wiedergabe steigt die Prozessorauslastung auf 99-100 % an und die Wiedergabe bricht entweder nach kurzer Zeit ab, oder man erhält gleich auf dem Bildschirm die Anzeige: „Medium kann nicht wiedergegeben werden“. Dies ist leider darauf zurückzuführen, dass das zur Wiedergabe benutzte Plex Home Theater leider keine direkte Wiedergabe von x265 (HEVC) Dateien zulässt. Dies bedeutet, dass der Film erst vom Plex Media Server (PMS) von x265 decodiert und zu x264 encodiert wird und dann im Plex Home Theater (PHT) von x264 dekodiert werden muss, was den Prozessor, logischer weise, überfordert. Aber auch die vorhandene TS-453Pro mit ihrem 4‑Kern Prozessor (J1900) schafft diese Aufgabe nur geringfügig besser (längere Abspielzeiträume zwischen den Transkodierpausen).
    Bei x264 Filmen gab es bei der Wiedergabe keine Probleme. Auch die CPU-Auslastung liegt dann nur im Bereich von 20 %. Die RAM Auslastung liegt bei den installierten 8 GB nur bei ca. 17 %.
    Selbst die direkte Transkodierung ist mit dem NAS möglich. Ein FullHDx264 Film konnte on the fly transkodiert werden und gleichzeitig in der HD-Station wiedergegeben werden. Hierbei stieg die CPU Auslastung auf ca. 90 %.
    UHD Videomaterial bereitet dem NAS bei der Wiedergabe über Plex große Probleme, so sind die Videos weder als x264 noch als x265 codiert mit Plex abspielbar, die Wiedergabe startet gar nicht erst und man bekommt eine Fehlermeldung angezeigt.
  • Audio: Die Audioausgabe kann sowohl mit mykodi als auch Plex ohne Probleme über den Analogen Audioausgang ausgegeben werden. Beide Player beherrschen auch das konvertieren von Mehrkanalton zu Stereo ohne Probleme.


Linuxstation:


Die Linuxstation benötigt mindestens 4 GB Arbeitsspeicher, ist also in der TS-451A-2G Ausführung erstmal nicht direkt nutzbar. Also fix das NAS runtergefahren, vom Strom getrennt, die Festplatten ausgebaut, die 4 Schrauben an der Rückseite rausgeschraubt, das Gehäuse abgezogen, die zusätzlichen 6 Schrauben innen abgeschraubt (die genaue Vorgehensweise findet sich sehr gut bebildert unter:https://www.qnap.com/de-de/support/con_show.php?cid=9#5_4) und schon kommt man leicht an die verbauten 2x ADATA 1GB DDR3L 1600(11) Riegel (ADDS1600X1G11-BSSQ DDR3L 1600(11) 1GX4 SO-DIMM). Diese ausgebaut und durch einen vorhandenen (kurz aus der eigenen und selbst aufgerüsteten TS-453Pro geklaut) 8 GB Crucial Riegel ersetzt. Wieder alles in umgekehrter Reihenfolge zusammengebaut und hochgefahren. Die verbauten 8 GB werden nun in der Ressourcenübersicht angezeigt und die Linuxstation lässt sich ohne Probleme installieren.
Probleme wie veraltete Programmversionen wie in der HD-Station hat man hier nicht. Es lassen sich alle (zumindest sind mir keine Einschränkungen bekannt) normalen Ubuntu Programme installieren und damit auch jeweils die neuesten. Außerdem gibt es den normalen Ubuntu Paketmanager, welcher, je nach Einstellung, die Programme automatisch auf dem neuesten Stand hält.

  • Kodi: Kodi v16.1 kommt in der Linuxstation schon vorinstalliert und ist als Verknüpfung auf dem Desktop zu finden. Hier kann man am besten, um auch den Zugriff auf die Mediathek im Falle eines Netzwerkausfalls zu haben, die Film- und Musik-Ordner über den Pfad „/nas-share“ einbinden.
    Ich konnte in Kodi keinerlei Abspielschwierigkeiten feststellen. Weder beim Abspielen eines x264 FullHD noch eines x265 FullHD Filmes. Bei 4K / UHD (3840*2160) x265 Videos gerät das NAS aber auch hier an seine Grenzen und das Video ruckelt stark. Dasselbe Video in x264 codiert lässt sich leider immer noch nicht ruckelfrei abspielen, jedoch ist das Ruckeln nicht mehr so stark, wie bei der Wiedergabe der x265 Version.
  • Plex: Auch in der Linuxstation zeigen sich die gleichen Probleme, wie bereits im Abschnitt Plex in der HD-Station angesprochen: lediglich direkt wiedergegebene Filme bereiten wenig Probleme. Filme, die PHT nicht direkt wiedergeben kann, müssen transcodiert werden und führen häufig zur Überlastung des Prozessors und die Wiedergabe bricht entweder ab oder stockt stark. Hier kommt jedoch der Vorteil der Linuxstation ins Spiel. Da man hier viele Ubuntu Programme installieren kann, empfiehlt es sich, auf die OpenPHT Variante (aktuell in Version 1.7.1) auszuweichen. Diese beherrscht auch die direkte Wiedergabe von x265 Videos. Somit entfällt die unnötige Transcodierung und die Wiedergabe läuft flüssig und ohne zu stocken. Einzig das UHD Testvideo vermochte auch OpenPHT nicht flüssig abspielen zu können, weder als HEVC noch als x264 Video.
  • Audio: Praktischerweise besitzt die TS-451A sowohl einen analogen Audioaus- als auch -eingang. Dieser lässt sich in der Linuxstation auch als solcher einstellen und nutzen. Dies macht es deutlich einfacher, das NAS mittels der Linuxstation als PC Ersatz zu nutzen. Dadurch lässt sich das NAS beispielsweise auch komplett ohne Bildschirm als Internetradio nutzen.

Linuxstation Benchmark:
Ich habe zum Leistungsvergleich einmal den „Complex System Test“ der Phoronix Test Suite in der Linuxstation laufen lassen. Als Vergleich habe ich dieselben Tests auf meiner TS-453 Pro laufen lassen. Der Benchmark testet zum einen die Disk-, RAM- und CPU-Geschwindigkeit und führt einen Apache Benchmark aus.


post mark.png
Der PostMark Benchmark soll die Belastung eines Mail- bzw. Web-Servers simulieren und führt dazu 25000 „Transactions“ an 500 Dateien in der Größe zwischen 5 und 512 kB gleichzeitig aus.


Ram float.pngRam int.png



Der RAMspeed Benchmark testet die RAM-Geschwindigkeit. Hierbei ist zu bemerken, dass in beiden Systemen der gleiche RAM steckt (Crucial CT102464BF160B 1600 MHz DDR3L CL11 SODIMM).
c-ray.png


Der C-Ray Benchmark testet die Floating-Point-Performance der CPU.


apache.png


Der Apache Benchmark testet die Fähigkeit eines Systems, Anfragen zu bearbeiten. Hierbei werden 1 Million Anfragen abgearbeitet, bei denen jeweils 100 Anfragen Zeitgleich durchgeführt werden.


Die kompletten Ergebnisse können auch unter http://openbenchmarking.org/re…453PRO731&obr_hgv=TS-451A noch einmal abgerufen werden.


In allen Tests schneidet die TS-453 Pro trotz ihres älteren Prozessors deutlich besser ab. Interessant ist zum einen, dass die Ergebnisse des RAMspeed Tests trotz gleicher RAM Riegel deutlich unterschiedlich ausfallen, und dass bei der Disk-Performance die TS-453 Pro trotz des Einsatzes von Einzeldisklaufwerken besser abschneidet als das TS-451A mit einem RAID 0.


Durch die Linuxstation lässt sich das NAS wie ein PC-Ersatz benutzen, jedoch sollte man hier nicht zu viel erwarten. Einfache Office Anwendungen (LibreOffice ist vorinstalliert) und einfaches Webbrowsen sowie die Benutzung als Mediencenter sind gut möglich. Für Einsatzzwecke darüber hinaus würde ich es jedoch nicht als PC-Ersatz empfehlen.



Transkodierungsgeschwindigkeit:


Da das TS-451A auch mit dem Hinweis der besonders schnellen 4K (UHD) Videotranskodierung beworben wird, habe ich die offline Transkodierung einmal an dem Big Buck Bunny 4K Video getestet. Hierbei habe ich als Ausgabeformat FullHD (1080p) gewählt und als Vergleich das gleiche auf meinem TS-453 Pro transkodieren lassen. Für das 603,7 MB große, 10:34 min lange Video brauchte die getestete TS-451A 7:38 min und die TS-453 Pro 7:47 min. Das TS-451A erledigte diese Aufgabe damit zwar schneller als die TS-453 Pro, jedoch ist der Unterschied marginal.



Übertragungsgeschwindigkeit:


Setup:
Diesen Test habe ich vor dem Installieren der Linuxstation gemacht, daher ist im TS-451A noch der orginal 2 GB RAM drin.
Router: Netgear R6300 mit DD-WRT 30016
NAS1: TS-453 Pro 16 GB RAM mit 1x 3TB WD Red und 1x 4TB WD Red als Einzeldisks
NAS2: TS-451A 2 GB RAM mit 2x Seagate ST3000VN000 und 2x Seagate ST4000VN000 in RAID 0
Auf beiden NAS sind keine SSD Cache oder dergleichen installiert.


Ich habe leider keinen Router, welcher Portbündelung beherrscht, daher konnte ich nur die Übertragungsgeschwindigkeit über GbE testen. Hierbei erreichte die Übertragungsgeschwindigkeit von einem NAS1 (TS-453 Pro) zum TS-451A schreibend durchgehend die GbE Geschwindigkeit ~120 MB/s, sodass die Netzwerkverbindung hier als Flaschenhals zu bezeichnen ist.
Auch in Leserichtung wurde bei mir die GbE Netzwerkverbindung ~120 MB/s ausgelastet, sodass auch hier die Netzwerkverbindung die Leistung begrenzt.


Fazit:
Im direkten Vergleich zwischen dem TS-451A und meinem TS-453 Pro konnte ich in der Benutzung über die Weboberfläche keine spürbaren Unterschiede feststellen. Der Plex Media Server gerät zwar auf dem TS-451A etwas schneller an seine Grenzen als auf dem TS-453 Pro, dies war jedoch nur darin spürbar, dass Videos, welche auf dem TS-453 Pro etwas ruckelten, auf dem TS-451A merklich stärker ruckelten. Selbst die Wiedergabe auf einem anderen Rechner bei Transcodierung (x265 nach x264) überlastet den Prozessor. Die Leistung des NAS bei Nutzung als PC-Ersatz über die Linuxstation ist nicht schlecht, jedoch deutlich hinter der Leistung meines Vergleichsgerätes, dem TS-453 Pro. Auch die Fähigkeit, Virtuelle Maschinen auf dem NAS zu nutzen, ist zwar vorhanden, aber auf Grund des nicht sehr leistungsfähigen Prozessors nur recht eingeschränkt nutzbar.
Durch die zusätzlichen Audioaus- und -eingänge, die Fernbedienung, die 4K Fähigkeit und die Möglichkeit durch die Linuxstation auch OpenPHT zu nutzen, eignet sich die TS-451A gut als Medienzentrale für das Heimkino. Ich würde das TS-451A daher jemandem empfehlen, der für zu Hause ein Mediencenter zum Anschluss an den Fernseher sucht, auf dem er gleichzeitig seine Daten zentralisieren kann und die Medien eventuell auch über den Plex Media Server anderen Geräten im Netz zur Verfügung stellen möchte.